Sahra Wagenknecht: Wenn die Chemie nicht stimmt

Über ein besonderes Weihnachtsfest als Kind in Thüringen

Von Sahra Wagenknecht

Sahra WagenknechtMeine Weihnachten fanden in Thüringen bei meinen Großeltern statt und waren wie im Bilderbuch. Zumindest fast immer. Denn ein Fest war anders, und an das erinnere ich mich besonders gut.

Eigentlich fing alles an wie sonst. Der Heiligabend begann in der üblichen Mischung aus Heimlichkeit und Hektik. Der Tag verging zäh und langsam, wie es so ist, wenn man neun Jahre alt ist und die Bescherung nicht erwarten kann. Ich stapfte durch den Schnee, bis es endlich, endlich anfing zu dämmern. Zurück zu Hause, wollte ich sofort ins Weihnachtszimmer stürmen, doch es dauerte, bis mein Großvater es freigab und ich den Weihnachtsbaum in all seiner Pracht sehen konnte. Alles war feierlich und andächtig. Aber so sollte es nicht bleiben. Denn nun kam die Bescherung.

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Der Muskelkater macht eine längere Pause

Von Martin Schnakenberg

Alle zwei Tage hat der Muskelkater im Durchschnitt informiert und aufgeklärt. Jetzt steht gleich zum Jahresbeginn 2012 ein Wohnungsumzug an, der absolut Vorrang hat. Deshalb werden die Autoren des Muskelkaters pausieren. Aber im neuen Jahr wird ab Februar wieder was los sein.

Die Redaktion bedankt sich bei allen Lesern und wünscht ihnen ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das Jahr 2012. Macht’s gut.

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Egal, wohin man schaut: Geld – Euro – Eurorettung

Ein kleiner Streifzug durch die Wiener Zeitung

Von Martin Schnakenberg

Man merkt, dass es auf Weihnachten zugeht. Denn überall stehen die Spekulanten in ihren Startlöchern bereit, um sich noch eine fette Weihnachtswette zu gönnen. Den Raffhälsen der Banken und sonstiger Institute interessiert es nicht, wie es anderen Völkern, Wirtschaften, geschweige denn Menschen geht. Wichtig ist für sie, mit dem starren Blick eines Irren auf das Börsenthermometer, dass die Kurve nach oben zeigt. Dass dieses Auswirkungen hat, wissen sie anscheinend noch nicht einmal. Denn wo was dazu kommt, muss vorher woanders etwas weggenommen werden. Außer es sind Luftbuchungen, die keinen Gegenwert benötigen. Doch Werte können normalerweise in der Realität nur durch Arbeit entstehen. Da diese aber im Sauhaufen der Spekulanten und Investoren entstehen (ich entschuldige mich bei den tierischen Säuen für diesen beleidigenden Vergleich!), muss es sich also um eine Art Phantasiegebilde handeln. Aber … WIR, die Allgemeinheit, müssen für diese Phantasie, dass es nicht durch Werte entstandenes Geld gibt, fürchterlich bluten.

Jetzt scheint für die Rettung des Euro, was in Wirklichkeit eine Rettung der Spekulanten ist, noch nicht mal die Rettungsschirm- Summe von eine Billion Euro (!) zu reichen. Die Wiener Zeitung schreibt:

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Brüssel. Die positiven Erwartungen an das Euro-Rettungspaket beim EU-Gipfel Ende der Woche bleiben intakt – trotz der dröhnenden Abstufungsdrohung der US-Ratingagentur Standard&Poor’s. Die Ideen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy fanden auf den Märkten vorerst Anklang, die Zinsen für Euro-Staatsanleihen sanken deutlich. Allerdings beschränken sich die Ideen von „Merkozy“, wie das Duo scherzhaft genannt wird, fast ausschließlich auf Mechanismen zur Einhaltung der Budgetdisziplin und von strikten Sparvorgaben. Dafür ernten sie harsche Kritik – ausgerechnet von einem EU-Kommissar: „Automatische Sanktionen sind ein Witz“, wetterte Laszlo Andor über den Kurznachrichtendienst Twitter: Eine Fiskalunion brauche eine „gemeinsame, demokratische Entscheidungsfindung, welche auf Herausforderungen reagieren kann und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage managen kann“, schrieb der Sozialkommissar, der selbst Ökonom ist und früher Vorstandsdirektor der Osteuropabank war. „Eine Fiskalunion wird die Einheitswährung nicht retten, eine Schuldenunion ist notwendig. Führt Eurobonds ein und aktiviert die EZB“, forderte der Ungar.

[…] Und „drittens kann in der jetzigen Situation nur noch die Europäische Zentralbank (EZB) helfen, indem sie zumindest temporär als lender of last ressort agiert“. Dazu müsste sie bei Bedarf großflächig Staatsanleihen von schwankenden Euroländern aufkaufen – also de facto Geld drucken. Zwar gehen manche EU-Experten in diesem Fall von einer drohenden Inflationsrate von bis zu fünf oder sogar sieben Prozent aus – was aber immer noch viel besser sei als der Kollaps des Euro.

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/top_news/416834_Budgetdisziplin-allein-waere-zur-Eurorettung-zu-wenig.html

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Ich frage mich nur, warum nicht gleich auf eine Billiarde, besser noch auf 10 Trilliarden Euro aufzustocken. Ich denke, wenn es schon so viele Hartz4-Aufstocker in Deutschland gibt, die von ihrem regulären Arbeitslohn nicht leben können und Angst haben müssen, dass sie vollends abschwirren, dann kann man auch den Spekulanten fröhliche Weihnachten bescheren und ihnen gleich noch ein paar Scheinchen mehr in ihren vergoldeten Arsch stecken. Frei nach Robert Lemke’s Spielquiz: „In welches Ärscherl hättens denn gern?“

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Nachdem sich halb Österreich darüber aufgeregt hat, dass der Text ihrer schönen Nationalhymne verhunzt werden soll, nur weil sich einige Emanzen darüber empörten, dass nur Söhne in der Hymne vorkamen (mein Bloggerkollege Pusteblume berichtete im Juli darüber), ist jetzt eine Einigung erzielt worden. Gleichzeitig beschloss der Nationalrat eine Schuldenbremse. Und als ob das noch nicht genug wäre, geht es heuer noch um das neue Medientransparenzgesetz und – man lese und staune – um eine Nullrunde bei Politiker. Ich habe schon immer viel von den Österreichern gehalten, aber dass sie so mutig sind, hätte ich nicht gedacht. Ein lobenswertes Beispiel für die deutschen Regierungen, wo die in NRW wieder mal mit Diätenerhöhungen liebäugelt.

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/top_news/416899_Nationalrat-beschliesst-Schuldenbremse-und-neue-Bundeshymne.html

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Gleichzeitig wächst in Afghanistan die Angst vor der Eskalation religiöser Gewalt. Bei einem Doppelanschlag auf schiitische Gläubige sind am Dienstag in Afghanistan mindestens 52 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Zunächst sprengten sich Selbstmordattentäter in Kabul in einer großen Menschenmenge vor einer schiitischen Moschee in die Luft, wenig später explodierte eine an einem Fahrrad befestigte Bombe in der Nähe eines Schreins in Mazar-e-Sharif. Hier im Norden des Landes hat auch die deutsche Bundeswehr ein Feldlager. Die Attentate zum Aschura-Fest, einem der höchsten Feiertage für Schiiten, schüren die Angst vor einer Eskalation religiöser Gewalt in Afghanistan. Solche gezielten Anschläge auf Schiiten hat es bisher am Hindukusch noch nicht gegeben. Im Nachbarland Pakistan, das ebenfalls vom islamistischen Terror heimgesucht wird, gehören sie hingegen bereits zum Alltag. Auch im Irak, wo am Montag 35 schiitische Pilger getötet wurden, gibt es immer wieder Attentate während des Aschura-Festes.

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/top_news/416752_Blutiges-Aschura-Fest.html

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Und eine freudige Botschaft aus unserem Nachbarstaat habe ich auch noch. Denn jetzt will sich nach der Stadt Linz auch St. Pölten gegen die Spekulationen wehren. Die Raiffeisen-Landesbank hatte nämlich auf den Euro-Franken-Kurs Zinswetten abgeschlossen. Und das könnte St. Pölten jetzt Zinsbelastungen von drei Millionen Euro pro Jahr einbringen.

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St. Pölten/Wien. Die horrenden Spekulationsverluste durch umstrittene Zinswetten auf den Euro-Franken-Kurs werden ein weiteres gerichtliches Nachspiel haben. Nach der Stadt Linz, die gegen ihre frühere Hausbank Bawag mit einer saftigen Schadenersatzklage ins Feld zog, will nun die niederösterreichische Landeshauptstadt Sankt Pölten gegen die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Niederösterreich-Wien in den Ring steigen.

Wie Martin Koutny von der Stadt Sankt Pölten in Absprache mit Bürgermeister Matthias Stadler der „Wiener Zeitung“ bestätigte, hat der Finanzausschuss des Gemeinderates von St. Pölten am Montagabend „grünes Licht zur Vorbereitung einer Klage gegen die RLB NÖ/Wien“ gegeben.

„Die Justiz soll eingeschaltet werden, um die unterschiedlichen Rechtsauffassungen der Stadt und des Geldinstitutes hinsichtlich des Zustandekommens eines Swapgeschäftes zu klären“, erklärt Koutny die Sachlage. „Damit kann in der Gemeinderatssitzung am 13. Dezember die endgültige Entscheidung zur Vorbereitung der Klage getroffen werden.“ Nachsatz: „Gutachten stützen die Rechtsmeinung der Stadt, dass dieses Geschäft rechtlich nicht einwandfrei zustande gekommen ist.“ Zur Erinnerung: Linz hat die Bawag u.a. auf Unwirksamkeit eines Franken-Derivatgeschäfts geklagt, weil die entsprechenden Genehmigungen der Gemeindeaufsicht fehlen.

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/top_news/416785_Spekulationsverlust-Sankt-Poelten-will-Raiffeisen-klagen.html

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Das sollten sich unsere Kommunalpolitiker mal auf die Binde schreiben. Denn nur so bekämpft man die ausufernde Spekulation auf alles, was tot und/oder lebendig ist: durch Aussagen wie „Spekulieren könnt ihr, soviel ihr wollt. Aber nicht von unserem Geld. Jeder ist seines Glückes Schmied, aber auch seines Pechs!“

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Eine Leseempfehlung ist immer wieder der Leitartikel des Chefredakteurs Reinhard Göweil. Hier schreibt er über eine verquere Welt, indem er die gestrige Warnung der Ratingagentur Standard & Poor’s, die Eurozone und den Euro-Rettungsschirm herabzustufen, aufnimmt. Dabei resümiert er:

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In Deutschland wurde die Ankündigung fast freudig aufgenommen, nur Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker fand deutliche Worte. Denn die Agentur macht selbst Politik, was eine Frechheit der Sonderklasse ist. Derartige Ankündigungen von Ratingagenturen kommen auffallend oft vor wichtigen EU-Sitzungen. Das garantiert weltweite Aufmerksamkeit und größtmögliche Marktreaktionen.

Es wurde an dieser Stelle bereits einmal dargelegt, dass Standard & Poor’s im Eigentum des amerikanischen Regionalzeitungsverlages McGraw-Hill steht. Offenkundig bilden sich dessen Manager ein, mächtiger als das EU-Parlament, die EU-Kommission und der Europäische Rat zu sein.

http://www.wienerzeitung.at/meinungen/leitartikel/416769_Verquere-Euro-Welt.html

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Überhaupt wäre es wichtig, nicht nur solche Feststellungen zu treffen, sondern von politischer Seite aus die Macht solcher Agenturen zu zerstören. Aber solange die einflussreichen Politiker selber in korrupter Art und Weise dem Mammon Zins dienen und das Volk nicht den Mut aufbringt, zumindest bei den Wahlen Denkzettel auszuteilen, wird wohl nichts draus und wir werden weiter bluten müssen.

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SinterKlaas, der Weihnachtsmann und das Christkind

Wer bringt eigentlich die Geschenke?

Von Martin Schnakenberg

In keiner anderen Zeit werden so viele Geschenke verteilt als zu Weihnachten. Und das weltweit, wenn auch zu unterschiedlichen Daten. Denn Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, immer mehr ist es auch zu einem Fest des Schenkens und des Beschenkt-werdens geworden. – Doch wer bringt eigentlich die Geschenke? Nicht immer ist es der Weihnachtsmann oder das Christkind. In den verschiedenen Regionen Europas haben sich dazu sehr unterschiedliche Traditionen entwickelt.

Unser kleiner Streifzug mit ergänzenden Bemerkungen durch die Kulturgeschichte des Schenkens in der Weihnachtszeit beginnt mit dem 11. November, dem Martinstag oder »Pelzmärtel«, wie er im evangelischen Franken heißt. In Pelze gehüllt und mit Ketten umgürtet, zieht der Heilige mit seinem finsteren Knecht Krampus von Haus zu Haus und hängt, wenn die Kinder artig waren, einen mit allerlei leckeren Süßigkeiten gefüllten Strumpf an die Tür. Erinnert werden soll dabei an die Legende vom heiligen Martin, der am Stadttor auf einen nackten Bettler traf und diesem die Hälfte seines Mantels schenkte. In der folgenden Nacht erschien Martin die Christusgestalt, eingehüllt in eben diese Mantelhälfte, die er dem Bettler überlassen hatte. Daraufhin ließ Martin sich taufen und gründete in Ligugé bei Poitiers das erste gallische Mönchskloster. Im Jahre 371 wurde er zum Bischof von Tours gewählt.

Natürlich ließ sich mein damals noch 10-jähriger Sohn die Legende um den Mantel nicht entgehen, um »gefährliche Fragen« zu stellen, die in einen Dialog a la »Papa, Matze hat gesagt…« gepasst hätten. Ihm war es zumindest schleierhaft, warum der Heilige nur die Hälfte seines Mantels verschenkt hatte. Und dann die unweigerlich folgende Frage: »Der war total nackt? Und welche Hälfte hat er verschenkt, unten oder oben?« – Herausgekommen ist nach dem Gespräch, dass diese Legende zwar fromm, aber totaler Blödsinn ist. Denn sogar Jesus war ja erschienen, just in der einen Hälfte des Mantels, um diesem Gnom von heiligem Martin zu zeigen, wie bescheuert doch sein Tun gewesen war. Aber diese Erkenntnis würde wiederum die ach so schöne kirchliche Struktur vollends aus dem Gleichklang bringen.

Wie dem auch sei, eine weitere der zahlreichen Legenden berichtet auch, was es mit der Martinsgans auf sich hat. Sie erzählt, Martin habe sich aus Bescheidenheit vor seiner Wahl zum Bischof von Tours in einem Gänsestall versteckt gehalten. Doch die Gänse hätten ihn durch ihr lautes Geschnatter verraten. Zur Strafe habe Martin diese Gänse dann allesamt braten lassen. – Etwas, was einem Nichtchristen wie mir doch sehr negativ aufstößt, denn Jesus hatte (außer in den »frommen« Legenden über seine Kinderzeit) nie von irgendeiner Strafe gesprochen, wenn ihm irgendwas nicht passte. Und wenn so einer wie der oben beschriebene Martin dann auch noch heilig gesprochen wird, dann weiß man ja, was man von den Würdenträgern der Kirche halten soll, denn solche Reaktionen von Heiligen empfinde ich als barbarisch und teuflisch.

Der 11. November ist übrigens auch der Tauf- und Namenstag Martin Luthers, dem an diesem Tag in evangelischen Gemeinden gedacht wird.

Das nächste wichtige Datum im vorweihnachtlichen Kalender ist aus Kindersicht der 6. Dezember, der Nikolaustag. Sankt Nikolaus ist zweifellos der volkstümlichste Heilige der Weihnachtszeit, um den sich die meisten Legenden ranken. In den Ostkirchen Griechenlands, Armeniens und Russlands ist er der populärste Heilige überhaupt. Doch wie ist er zu diesen Ehren gekommen? Die historischen Fakten sind spärlich. Gesichert scheint nur, dass er um 270 n. Chr. in der Hafenstadt Patara in Kleinasien geboren wurde und man ihn wegen seiner Mildtätigkeit und besonderen Frömmigkeit zum Bischof von Myra wählte. Wobei Frömmigkeit auf mehrere Arten definiert werden kann … auch die Priester, die kleine Ministranten vergewaltigen, sind fromm beim anschließenden Gebet. Aber das scheint wohl eine andere Sache zu sein. – Nun denn, Patara war damals ein wichtiges Zentrum des Apollokultes, den Nikolaus Zeit seines Lebens vergeblich auszumerzen versuchte. Die Legende besagt nun, dass Nikolaus in einem Grab aus Marmor beerdigt wurde, aus dessen »Häuptern ein Brunnen mit Öl und zu seinen Füßen ein Wasserquell« entsprang. »Und noch heutigen Tages rinnt heiliges Öl von seinen Gebeinen, das ist wider alles Siechtum…«. Naja, der Glaube soll bekanntlich Berge versetzen. – Doch nicht nur den Alten und Kranken soll Nikolaus zur Seite stehen. Der Legendenschatz, der ihn umgibt, ist so reichhaltig, dass auch die Seefahrer, die Hungernden, die Gefangenen und die Diebe Nikolaus als ihren Schutzpatron anriefen und es teilweise heute noch tun.

Besonders viele Bräuche haben sich um Nikolaus als Beschützer der Kinder entwickelt. Seit dem frühen Mittelalter finden sich zahlreiche Legenden, wie er Kinder aus größter Not befreit hat. So steht in frühen Hamburger Quellen zu lesen, dass »am St.-Nikolaus-Tag, dem Hauptfest der Hamburger Schuljugend, dieselbe nach altem Herkommen einen Bischof aus ihrer Mitte wählt«, der in der feierlichen Messe eine bischöfliche Predigt an die Erwachsenen zu halten hatte. Dabei durfte er ihnen nach dem Motiv der »verkehrten Welt« tüchtig die Leviten lesen. Begleitet von einer bunten Schar von Heiligen, Engeln, Rittern und Bürgersleuten zog er anschließend durch die Stadt und sammelte Almosen für die Armen ein. Dabei trieben sie allerlei Schabernack »zur eigenen und aller Zuschauer Ergötzung, welche in ungezählten Mengen den Zug begleiteten.« Ein Ende fand dieser Brauch, als Hamburg protestantisch wurde.

Sinterklaas und Zwarte Piet

Von dieser Tradition aus war es nur ein kleiner Schritt hin zur Rolle des Nikolaus als Gabenbringer für die braven Kinder und fleißigen Schüler. Weihnachtsmann und Christkind hielten erst weitaus später ihren Einzug in die deutschen Wohnzimmer. In Holland dagegen ist der 6. Dezember nach wie vor der große Tag, an dem »Sinterklaas« mit seinem Schimmel zum Schornstein hereinkommt und seine Gaben in die bereitgestellten Holzschuhe verteilt. Von Delfzijl aus setzt er dann mit einem Boot über den Dollart nach Emden und erfreut auch die ostfriesischen Kinder. Der Weihnachtsabend selbst aber wird beschaulich im Familienkreis gefeiert.

In Deutschland ist es heute der Heilige Abend, dem die Kinder erwartungsvoll entgegen blicken, wobei hier unterschiedliche regionale Prägungen festzustellen sind. Während im süddeutschen Raum das Christkind und der Nikolaus die traditionellen Gabenbringer sind, hat sich im mittel- und norddeutschen Raum der Weihnachtsmann als Mischung aus Nikolaus und Gottvatergestalt etabliert.

Im Zuge der Reformation hatte man mitsamt allen anderen Heiligen auch den Nikolaus »abgeschafft«. Nach Vorstellungen Martin Luthers sollte nun das »Christkind« die Geschenke bringen, wobei dieses aber nicht mit dem Jesuskind in der Krippe gleichzusetzen ist. Die Vorstellung des Christkinds als engelsgleiche Erscheinung stammt vielmehr aus weihnachtlichen Umzugsbräuchen und Krippenspielen, bei denen häufig eine Engelsschar von einem Christkind angeführt wurde. Über die Entstehung dieser Figur berichtet Alexander Tille Ende des 19. Jahrhunderts: »In Hamburg erschien im 18. Jahrhundert Kinjees (Kind Jesu) und der Klingelgeist Klinggeest. Noch um 1820 kam hie und da der Brauch vor, den Kindern abends durch ein heimliches Klingeln mit kleinen Glöckchen die bevorstehende Ankunft Christkindchens zu verkündigen.«

Im 19. Jahrhundert wurden im protestantischen Norddeutschland Christkind und Klinggeest durch den Weihnachtsmann verdrängt. Vorbild war die Figur des »Herrn Winter« aus dem »Münchner Bilderbogen« des Malers Moritz von Schwind (1804–1871). Er zeichnete eine Gestalt mit Kapuzenmantel, hohen Stiefeln, langem weißem Bart und einem Kerzenbäumchen unterm Arm. Diese Figur passte so genau zu der damaligen bürgerlichen Vorstellung eines gütigen Gabenbringers, dass sie ihren Siegeszug rund um den Globus antrat. Im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes ist sie zur wichtigsten Werbefigur im Weihnachtsgeschäft geworden und beginnt auch das in Süddeutschland immer noch bedeutsame Christkindl zu ersetzen.

Brennendes Sonnenrad zum Julfest

Brennendes Sonnenrad zum Julfest

Doch wer bringt in anderen Ländern die Geschenke? Skandinavische Weihnachten sind bis heute von zwei Traditionslinien geprägt: die einheimische des Julfestes, der alten bäuerlichen Ernte- und Mittwinterbräuche, und die relativ junge rund um Weihnachtsmann und Weihnachtsbaum, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Norddeutschland importiert wurde.

Erster Höhepunkt der Weihnachtszeit ist in Schweden, aber auch in Teilen Frieslands und Angelns, das Luciafest (Lucia von lat. = Lux, Licht) am 13. Dezember, an dem sich das älteste Mädchen der Familie als Luciakönigin verkleidet. Geschmückt mit einem Haarkranz aus Preiselbeerzweigen, in denen brennende Wachskerzen befestigt sind, geht es herum und serviert den anderen Familienmitgliedern Kaffee und Safranbrot. Man könnte meinen, dass es sich hier um einen alten Volksbrauch im Zusammenhang mit der Mittwinternacht handelt, doch scheint es erwiesen, dass auch diese Tradition erst im 19. Jahrhundert über die soziale Oberschicht in Schweden Fuß fasste. Es wird angenommen, dass die Lichtergestalt der Lucia ihren Ursprung im elsässischen Christkind hat, das den gleichen Lichterkranz als Kopfschmuck trägt.

Erinnert werden soll im Elsass und Teilen Italiens an diesem Tag an die heilige Lucia, eine mildtätige Jungfrau aus Syrakus in Sizilien, die bis zu ihrem Märtyrertod um 300 n. Chr. keusch geblieben war. In der christlichen Tradition des Nordens verkörpert sie dann die Lichtgestalt, die die dunklen Gestalten der Geister und Hexen, die in der längsten Nacht des Jahres zur »wilden Jagd« ansetzen, vertreibt. Am Heiligen Abend bringt dann der »Jultomte« seine Geschenke. Tatkräftig unterstützt wird er von den Heinzelmännchen, den »Tomtebisse«. In Island wiederum kennt man dreizehn koboldartige Gesellen, die an den dreizehn Tagen vor Weihnachten auftauchen und deren Aufgabe darin besteht, jedem Kind Zeugnis über sein Betragen abzulegen. War es artig, findet es jeden Tag eine kleine Überraschung in seinen Schuhen auf dem Fenstersims, wenn nicht, gibt es nur Kartoffeln.

Der heutige Weihnachtsmann und Santa Claus der Kinder

Im angelsächsischen Raum, in den USA und Australien ist es Santa Claus, der mit seinem Rentierschlitten um die Welt saust und die Geschenke durch den Kamin in die aufgehängten Strümpfe verteilt. Entstanden ist er etwa zeitgleich mit dem deutschen Weihnachtsmann, und auch sein Äußeres hat er von dort mitgebracht. Die Rentiere wiederum sind eine skandinavische Beigabe. Besonders das rotnasige Rentier Rudolph erlangte durch einen Weihnachtssong von Clement Clark Moore Berühmtheit. In den Einkaufszentren der Städte beginnt Weihnachten bereits am 1. November. Die Geschäfte werden mit allem geschmückt, was die Herzen der Kunden höher schlagen lässt. Schaufenster verwandeln sich in kitschige Märchenwelten und die ganze Stadt wird ausgiebig beleuchtet. Gigantomanie ist eben auch an Weihnachten alles in den USA. In Irland dagegen besteht die schöne Sitte, am Weihnachtsabend Kerzen ins Fenster zu stellen als Einladung für alle, die wie einst Maria und Josef obdachlos und hungrig sind.

Am längsten müssen die Kinder in Spanien und Italien auf ihre Geschenke warten. Hier kennt man traditionellerweise weder Weihnachtsmann noch Weihnachtsbaum. Der Heilige Abend wird mit einem ausgelassenen Familienfest gefeiert, im Norden Spaniens mit einer speziellen Navidad-Paella, zu dem auch die weit entfernten Verwandten anreisen. Um 24 Uhr beschließt man in Spanien den Abend mit »la Misa del Gallo«, sinngemäß die »Messe vor dem Krähen des Hahnes«. Am 6. Januar ist dann der große Tag für die Kleinen: Die Heiligen Drei Könige ziehen in die Dörfer ein und bringen Geschenke. In vielen Orten wird dieser Tag mit prachtvollen Umzügen gefeiert, bei denen Kaspar, Melchior und Balthasar auf waschechten Kamelen durch die Straßen reiten und von einem bunten Gefolge begleitet werden.

In Italien ist dagegen eine Hexe für die Gaben zuständig. Diese Befana ist aber eine gute Hexe, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt und die Kinder beschenkt. Ihr Name ist vermutlich vom Fest Epiphanias abgeleitet, das an eben diesem 6. Januar stattfindet. Der Legende nach hatte die Hexe von den Hirten die Botschaft von der Geburt Jesu gehört. Aber sie ist zu spät aufgebrochen und verpasste daher den Stern, der sie zur Krippe führen sollte. So ist sie immer noch auf der Suche nach dem Jesuskind und macht sich jedes Jahr zur gleichen Zeit auf den Weg und bringt allen Kindern Geschenke, in der Hoffnung, dass eines der Kinder der kleine Jesus ist.

So unterschiedlich in den einzelnen Ländern Weihnachten auch gefeiert werden mag, es sind doch immer wieder die gleichen Rituale, die die Christen auf der ganzen Welt verbinden. Erinnert werden soll überall auf der Welt an die Geburt Christi, der als »Geschenk Gottes« auf die Welt kam. Und darüber sollten auch die immer mehr bekannt werdenden Missetaten, Betrügereien, Schandtaten und sogar teuflische Gebaren der Kirche und ihren Oberen, aber auch die immer größer werdende Geschenkeflut in unserer entchristlichten Zeit, nicht hinwegtäuschen.

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Siehe auch das nordeuropäische Julfest, die Wilde Jagd und den Artikel »Du lieber, heiliger Nikolaus«, woher der größte Teil dieses Artikels stammt. Interessant ist auch der Besuch des Weihnachtsmann-Dorfes.

Eine Danksagung muss unbedingt erfolgen an die Autoren der Wikipedia, die in allen Ländern Wissenswertes zusammengetragen haben und an meine Lieblingsredaktion von TimeLife Groningen, die mit ihrer Buchreihe »Spektrum der Weltgeschichte« erstaunlich vieles zum Wissen der Welt beitrugen. Ein herzliches und bewunderndes Chateau an diese Autoren.

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Interessanter Artikel vom Blog ›Heut schon gedacht?‹: Ich wünsche allen ein glückliches neues Jahr 2012 …

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Nachtrag vom 06.12.2011 aus der Emder Zeitung: Kinder hatten keine Angst vor den Swarten Pieten!

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“Is There a Santa Claus?”

„Yes, Virginia, there is a Santa Claus“

Von Martin Schnakenberg

Wunderbare und zugleich faszinierende Antwort auf die Frage eines kleinen achtjährigen Mädchens „Gibt es einen Weihnachtsmann?“, welche in der Ausgabe vom 21. September 1897 der Zeitung New York Sun erschien. Das von Francis Pharcellus Church verfasste Editorial mit der darin gegebenen Antwort „Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann“ ist ein unauslöschbarer Teil populärer Weihnachtsüberlieferungen in den Vereinigten Staaten und auch andernorts geworden.

Virginia O’Hanlon hatte im Jahre 1897 ihren Vater schon öfter mit der Frage genervt, ob Santa Claus auch wirklich existiere. Sie hatte nämlich mit acht Jahren zu zweifeln begonnen, ob es einen Weihnachtsmann gebe, weil ihre Freunde ihr erklärt hatten, dass es ihn nicht gibt. Schließlich hatte ihr Vater gesagt, wenn es in der Sun stehen würde, einer zu jener Zeit bedeutenden New Yorker Zeitung, die immer die Wahrheit schreibt, dann wäre es wahr. Und sie schrieb diesen kurzen Brief, dessen Beantwortung durch den Redakteur der Zeitung, Francis P. Church, zu ungeahntem Ruhm kam und ein Jahrhundert später der am meisten nachgedruckte Leitartikel überhaupt in den Zeitungen in englischer Sprache wurde.

Der Muskelkater möchte hiermit diese Tradition aufgreifen und den Artikel hiermit in deutscher Sprache veröffentlichen:

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Is There a Santa Claus ?

Mit Freude beantworten wir sofort und damit auf herausragende Weise die folgende Mitteilung und geben gleichzeitig unsere großen Auszeichnung Ausdruck, dass ihre gewissenhafte Autorin zu den Freunden der Sun zählt:

„Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt.
Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.
Papa sagt: ‚Wenn du es in der Sun siehst, ist es so.‘
Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?
Virginia O’Hanlon.
115 West Ninety-fifth Street.“

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Roman DER GRAL, Kapitel 12. Und Weihnachtsgruß.

Es geht weiter …

Das Kapitel „Die TagNachtGleiche“ ist das letzte Kapitel in diesem Jahr, was auch zugleich eines der Kapitel ist, wo der sozial- und gesellschaftskritische Zeigefinger zum Vorschein kommt. Diejenigen, die bisher soweit mit gelesen haben, kommen auch inpunkto Legenden der nordischen Völker voll auf ihre Kosten.

http://belletristik.wordpress.com/2009/12/18/der-gral-%E2%80%93-kapitel-12/

Im nächsten Jahr wird es spannend und auch wieder (zwischen den Zeilen gelesen) kritisch weitergehen. Bis dahin viel Spaß an der bisherigen Handlung.

Der Muskelkater wird jetzt Weihnachtsferien machen. Er bedankt sich für die vielen Kommentare, ob positiv oder negativ. Denn beides kann gedankliche Fortschritte bedeuten, sowohl für den Autor, als auch für den Kommentator.

Deshalb wünscht der Muskelkater auch allen seinen treuen Lesern (auch des Romans) ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest und einen freudigen Übergang ins neue Jahr.

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Herzlichst, euer Muskelkater

Christmas is im Eimer

Katastrophen-Alarm

When the snow falls wunderbar

and the children happy are,

when is Glatteis on the street

and we all a Glühwein need,

then you know, es ist soweit:

She is here, the Weihnachtszeit.

.

Every Parkhaus ist besetzt,

weil die people fahren jetzt,

all to Kaufhof, Mediamarkt,

kriegen nearly Herzinfarkt,

shopping hirnverbrannte things

and the Christmasglocke rings.



Merry Christmas, merry Christmas,

hear the music, see the lights,

frohe Weihnacht, frohe Weihnacht,

Merry Christmas allerseits…

.

Mother in the kitchen bakes

Schoko-, Nuss- and Mandelkeks,

Daddy in the Nebenraum

schmücks a Riesen-Weihnachtsbaum.

He is hanging auf the balls,

then he from the Leiter falls…

.

Finally the Kinderlein,

to the Zimmer kommen rein

and es sings the family

schauerlich: „Oh, Christmastree!“

And then jeder in the house

is packing die Geschenke aus.



Merry Christmas, merry Christmas,

hear the music, see the lights,

frohe Weihnacht, frohe Weihnacht,

Merry Christmas allerseits…

.

Mama finds unter the Tanne

eine brandnew Teflon-Pfanne,

Papa gets a Schlips and Socken,

everybody does frohlocken.

President speaks in TV,

all around is Harmonie…

.

Bis mother in the kitchen runs,

im Ofen burns the Weihnachtsgans!!!

.

And so comes die Feuerwehr

with tatü – tata daher

and they bring a long, long Schlauch,

and a long, long Leiter auch,

and they all schrei – „Wasser marsch!“,

Christmas-Time is – now im – …


Merry Christmas, merry Christmas,

hear the music, see the lights,

frohe Weihnacht, frohe Weihnacht,

Merry Christmas allerseits …

.

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