Und die Wirklichkeit ist ganz ganz nah…
Gastartikel von PeWi
Irgendwie bin ich zur Zeit ein bisschen faul. Ich reite deshalb lieber durch Cyrodiil, eines Kaiserreiches des Kontinentes Tamriel. Ich habe die größte Bedrohung Cyrodiils – mal abgesehen von dem Vordringen der Daedras aus Oblivion (spiele ich aber nicht, habe ich schon zu oft gemacht) – beseitigt und wurde heiliger Kreuzritterfürst. Leider wandte ich mich von der total ethischen Seite ab, weil es mir Spaß machte, gedungener Mörder zu sein und die „Dunkle Bruderschaft“ zu erobern, dessen Zuhörer (Gildemeister) ich wurde.
Da befand ich mich plötzlich wieder mitten im Leben. Was soll ich zu Gaddafi sagen? Ein Diktator soll gegen einen anderen ersetzt werden. Und es ist ja nicht so, dass vorher der Westen überhaupt nicht in Libyen involviert gewesen wäre. Fragt Frankreich. Jetzt wird er es aber auf breiterer Front sein. Was solls, die Gelackmeierten werden, wie immer, die kleinen Leute sein, die ihre Haut auf den Markt getragen haben für irgendwelche neue Herrscher.
Da fand ich, dass Erzmagierin auch etwas Schönes wäre. Zwischenzeitlich wurden mir die heiligen Insignien des Kreuzritterfürstes aberkannt, weil ich mordend durchs Land zog. Nun wurde ich nicht mehr als Heldin angesprochen, sondern jeder laberte mich von der Seite voll, dass er total von mir enttäuscht worden sei und alle gedacht hatten, dass ich doch eine Heldin wäre, nun wäre ich aber auch nicht besser als alle anderen.
So ist das wahre Leben. Helden! Es gibt keine Helden. Heldentum liegt nur im Auge des Betrachters. Die Rebellen in Libyen sind für die einen Helden, für die anderen einfach nur vom Westen aufgestachtelte Handlanger, die die Errungenschaften des libyschen Volkes beseitigen wollen. Die Wahrheit? Sie liegt irgendwo da zwischen drinnen.
Nachdem ich Erzmagierin wurde, habe ich mich der Diebesgilde zugewandt. Da ich aber noch ein paar Skills brauchte, ging ich zwischenzeitlich auf die „Zitternden Inseln“ des Wahnsinnsfürsten.
Der Wahnsinnsfürst Sheogorat könnte auch Merkel oder EU heißen. Ohne eigene Ideen zerstören sie ihr „Reich“ genau wie Sheogorat. Im Spiel konnte ich die Zerstörungswut aufhalten. Können wir im wahren Leben diese Fürsten des Wahnsinns auch aufhalten. Ich bezweifle es.
Deshalb ging ich zurück nach Cyrodiil und widmete mich nun gänzlich dem Diebstahl, um in der Diebesgilde aufsteigen zu können. Ich freute mich auf die Dunkelheit, in deren Schatten ich meine Raubzüge veranstaltete. Oh nein, ich nahm nicht alles und jedes, es musste wertvoll sein, auf dem Hehlermarkt noch etwas einbringen.
Schon bin ich wieder in der wahren Welt. Die wahren Diebe dieser Welt müssen nicht im Schutze der Dunkelheit die Bürger ausplündern. Sie machen das offen, per Gesetz, einfach so. Sie nehmen uns unser Geld, unsere Steuergelder, tun so, als ob sie damit den Staat retteten, stecken es aber in ihre eigene Tasche. Sie winken mit Arbeitsplätzen, reißen sich Steuergelder und Steuernachlässe unter den Nagel und nach dem Auslaufen der Stillhaltezeit, verschwinden sie mit ihren Gewinnen zum Nächsten, der ihnen auch wieder Steuergelder und -nachlässe garantiert. Es ist ein Ringelspiel ohne Ende mit dem Zauberwort „Arbeitsplätze“.
Da gehe ich doch lieber wieder zurück nach Cyrodiil. Dort ist ein Dieb ein ehrlicher Dieb, der zu seiner Gilde steht. Letztendlich habe ich doch geholfen, einen Fluch vom Graufuchs, dem Gildemeister der Diebe, zu tilgen und kann seinen Platz einnehmen.
Nun werde ich mich umsehen, wie ich den Leuten in Cyrodiil helfen kann. Brot und Spiele. Da werde ich mich erst einmal zum Helden der Arena in der Kaiserstadt aufschwingen.
Brot und Spiele! Das gelingt immer. Heute heißen die Spiele Bundesliga, Boxen oder einfach nur „Big Brother“ oder „Die Ordnungshüter räumen auf“, vielleicht auch noch „The Biggest Looser“ und Ähnliches. Das Brot sind iPhone und iPad. In einer Zeitung, ich habe vergessen, wie sie hieß, wurde das iPad als unkreativ und als Fernbedienung geoutet. Das hat sich aber noch nicht herumgesprochen. Schließlich hat man als Bürger von Welt sein Statussymbol.
Da gehe ich doch lieber auf die Pilgerreise von West nach Ost durch Cyrodiil. Reite einsam die Straßen entlang, die dieses Reich durchqueren, halte an den Wegschreinen an und hole mir den Segen der 9. Ich werde meine Taten bereuen, damit ich wieder die Insignien des heiligen Kreuzritterfürstes tragen kann. Dann wird niemand mehr zu mir sagen, dass er unsäglich von mir enttäuscht wäre. Und nicht zu vergessen, es kämpft sich besser mit dem Kreuzritterschwert, aber das sagen wir niemanden. Geläutert werde ich den Menschen von Cyrodiil helfen können, ihre Alltagssorgen zu lindern.
Wenn es denn im wahren Leben so einfach wäre.
.
(Quelle: Blog ›heut schon gedacht?‹)
.