Unangenehme Einsichten von oben
Von Martin Schnakenberg
Hallo, ihr da draußen an den Radios, den Fernsehern und den Netzbrowsern. Wir melden uns aus einem Raum im obersten Stockwerk mit ganz vielen Fenstern, sodass wir das Geschehen, wenn es dann kommen sollte, genau beobachten und euch Bericht erstatten können. Wir haben auch unseren besten Agenten MuKa-1 angewiesen, vorsichtig zu sein. Vor allem bei seinen Berichten, denn der Feind hört bekanntlich mit.
„MuKa-1. Bitte kommen. MuKa-1. Bitte melde dich.“
„Psssst. Seid ihr denn verrückt, so hier herum zu schreien?“
„Sorry. Aber wo befindest du dich gerade?“
„Blöde Frage. Dieses Raumschiff ist riesengroß und ich habe gerade erst herausgefunden, wo die Kommandozentrale ist.“
„Okay. Weißt du dann, wo dieses UFO sich gerade befindet? Wir können es ja nicht orten, sicher wegen einem komplizierten Schutzschirm…“
„Kann ich euch sagen: Es befindet sich noch außerhalb der Plutobahn und ist jetzt in Parkstellung gegangen. Ich vermute es, weil die Aggregate so still geworden sind. Ein Grund mehr, jetzt zu schweigen. Ich werde mich auf leisen Pfoten bis zur Brücke schleichen. Ich melde mich dann von dort. MuKa-1 Ende.“
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Es ist nicht leicht, jetzt den Schnabel zu halten. Tausend Fragen brennen mir auf den Lippen. Wird es eine Invasion von fremden Wesen aus dem unendlichen All geben? Oder was wollen die Fremden, die nicht zu identifizieren sind, sonst von uns? Bald werden wir Antworten hören, direkt vom Agenten. In der Zwischenzeit können wir euch an den Rundfunkgeräten aber kurz mitteilen, was bisher geschehen ist.
Angefangen hat das zwar alles noch viel früher, aber wir wollen uns auf den Zeitraum nach dem 2. Weltkrieg beschränken. Damals wollte man die Demokratie als Regierungsform, eine Form, die dem Menschen Eigenständigkeit, Freiheit und soziale Sicherheit bescheren sollte. Aber als Gesellschaftsform wollte man dazu den Kapitalismus und damit eine freie Marktwirtschaft. Dabei weiß doch jedes Kind, dass Demokratie und Kapitalismus nie eine Ehe miteinander eingehen können. Auch beim besten Willen nicht, weil der Kapitalismus immer eine Diktatur braucht, um sich entwickeln zu können – er ist schließlich in sich selber schon eine Art „Diktatur des Geldes“. Und die Demokratie braucht einfach den Sozialismus, ohne dem kann sie ihre Ziele der Freiheit des Einzelnen und der sozialen Gerechtigkeit niemals verwirklichen.
So nahmen die Dinge damals also einfach ihren Lauf – und so lange man die Banken und das Kapital an der Leine hatte, lief das System auch recht gut. Durch den Kapitalismus konnten die Menschen etwas aufbauen und sich in materiellen Dingen verwirklichen, und durch die etwas sozialisierte Demokratie wurde gewährleistet, dass die Mitbestimmung, z.B. in den Firmen, dazu führte, dass der Wohlstand, der durch vieler Hände Arbeit erschaffen wurde, jedem zugute kam und jeder Mensch auf demokratische Art und Weise durch Abstimmungen, z.B. auf Betriebsversammlungen, am Wirtschaftsleben teilnehmen konnte. Sogar der sozialistische Grundgedanke des „Einer für alle, alle für einen“ (übrigens auch ein Spruch der Drei Musketiere) wurde sehr hoch gepflegt und größere Firmen leisteten sich sogar eigene Kurkliniken, um ihre Belegschaft gesund zu halten. – Eine wunderbare Symbiose also. Und wohlgemerkt: Alles das, solange man das Kapital am politischen Gängelband hatte…
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„Hallo Zentrale, hier ist MuKa-1. Bitte flüstert genauso leise wie ich, wenn ihr Antwort gebt. Okay?“
„Alles klar. Hast du schon herausgefunden, wann die Invasion beginnt?“
„Hmm, schwierige Frage. Ich habe noch nicht soviel mithören können, aber ich glaube, dass das nicht passieren wird.“
„Meinst du damit, dass wir aufatmen können und die Gefahr vorüber ist. Kannst du das definitiv so stehen lassen?“
„Ich glaube, eher nicht.“
„Wie meinst du das?! Greifen die jetzt an oder nicht?!!“
„Sie sagen, es macht keinen Sinn, die Menschen anzugreifen, weil die sich sowieso bald selber vernichtet haben. Dann können sie ihre Waffen getrost solange ruhen lassen, bis es soweit ist.“
„WAS soweit ist??!!“
„Bist du blöde, Mann??? – Ist doch klar, die Regierungen haben das Band des Drachens durchschnitten und das Kapital ist jetzt frei. Auch wenn die Isländer sich noch wehren … aber das Kapital hat schon gesiegt und bestimmt, was zu tun ist. Es saugt die Demokratie jetzt aus und damit die Menschen…“
„Hast du das alles in der Kommandozentrale von diesen fremden Wesen erlauscht? Das hört sich ja an, als ob es ein Krimi wäre!!!“
„Ist es ja auch. Bestimmt von anderen Außerirdischen inszeniert, die sich in die Regierungen geschmuggelt haben und die Menschen dezimieren wollen. Ha Ha. – Ach übrigens, ich bleibe hier auf diesem Raumschiff. Hier ist die Luft besser.“
„Du meinst die CO² Belastungen. Ja, da muss ich selber auch noch was tun und…“
„Nicht du, du Trottel. Sondern die Regierungen der Welt. Sie müssen die Rodungen der Regenwälder stoppen. Der CO² Gehalt ist auch deshalb so hoch, weil der Regenwald, wie der Urwald im Amazonas-Gebiet, immer kleiner wird. Der Regenwald speichert CO² und liefert dafür Sauerstoff. Aber das mit dem Roden stoppen werden die Regierungen nicht tun, weil Monsanto diese Flächen für seinen Genmais für Genrinder braucht, und dann auch der Profit von Rama und anderen Produzenten von Palmöl und E10 verloren geht. Und das wird das Kapital mit aller Macht zu verhindern wissen. Notfalls wieder mit Krieg, wie in Libyen, wo der Profit des Ölgeschäftes in Gefahr ist.“
„Woher weißt du das alles?“
„Ich habe Ohren, um zu hören. Ich habe Augen, um zu sehen. Und ich bin bei Außerirdischen, die darüber reden!“
„Dann ist das Bild, was die über uns haben, sicher nicht sehr erfreulich, oder?“
„Machst du Witze??? – Die sind erstaunt darüber, dass sich so eine gefährliche Spezies im All entwickeln konnte, ohne dass andere es wussten. Die hätte man schon viel früher eliminieren sollen, sagen sie. Aber jetzt tun die ’s ja selber! – Und uns Katzen vernichten sie gleich mit…“
„Aber ihr Katzen habt doch mehrere Leben, oder?“
„Ach Gottchen nee. – Merkst du eigentlich nicht, wie uncool deine Witze inzwischen geworden sind? – Ich nehme an, du weißt auch nicht mehr weiter, stimmts?“
„Ja. Könntest recht haben.“
„Könnte? – Natürlich habe ich recht. Und du wirst es auch noch merken, wenn euch eure Technologie um die Ohren fliegt!“
„Du meinst die Atomkraftwerke!“
„Na klar! – Da sind spaltbare radioaktive Elemente voll im Brennen begriffen und schmelzen jetzt einfach weg – und ihr habt nichts anderes zu tun, als Salzwasser darüber zu sprühen. Salzwasser, was verdampft und Salz als feste Kruste hinterlässt, welches die Leitungen angreift. Welchen IQ haben die Ingenieure da eigentlich? Den eines Neugeborenen?“
„Nanana. Ich glaube, die sind sich ihrer Lage vollauf bewusst. Bring du lieber Fakten…“
„Genauso bewusst, wie eure Regierungen, die die Werte für Radioaktivität einfach erhöhen, damit sie weiterhin unbedenklich erscheinen? – Und genau solche Fakten, dass der Steuerzahler für die Verluste eines kapitalistischen Zockers aufkommen muss, aber nicht an seinen Gewinnen beteiligt wird?“
„MuKa-1, du bist Agent und hast nur zu berichten, aber keine Analysen zu ziehen!!!“
„Hast recht. Es ist jetzt sowieso zu spät. Der Untergang ist programmiert. Außerdem sind wir so laut geworden, dass man mich entdeckt hat.“
„Was ist mit dir?! – MuKa-1 – melde dich…“
„Zentrale: Tut mir bitte noch einen Gefallen: Schickt alle Katzen und Katzenartige hier zu mir hoch. Meinetwegen auch die Hunde, damit wir Geselligkeit haben.“
„MuKa-1, sage mir bitte nur noch eines: Was passiert mit uns Menschen und dem Planeten Erde???“
„Habe Augen und Ohren auf. Und du erkennst es. Schließe dich mit anderen zusammen und stehe auf gegen die Diktatur des Geldes. Schaffe die Zinsen ab, denn das ist das Grundübel. Sind keine Zinsen mehr, vergeht das Interesse – und damit die Gier.“
„Du meinst, das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Das ist erst der Anfang, um wieder frei zu werden. Das weitere werdet ihr dann schon wissen. Wenn euch nicht vorher Japan und die USA um die Ohren fliegen…“
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Damit bricht die Verbindung zu MuKa-1 leider ab. Oder wurde er von anderer Seite aus gekappt, damit wir nicht noch mehr erfahren?
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Siehe auch den Artikel in der Netzschau zum Thema Lobbyismus. Und Duckhome beschäftigt sich mit der Atommafia.
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