Die Kirche und der Mammon, Teil 3

Mönche als Fälschungsexperten

Um den kirchlichen Grundbesitz zu vermehren, machten Mönche und andere Kirchenleute nicht nur Ödland urbar. Sie bedienten sich dazu nicht selten auch der Urkundenfälschung und des gemeinen Betruges.

Trachtete ein Bischof oder Abt danach, seinen Grundbesitz zu vergrößern, so fand sich schon bald im Klosterarchiv eine Pergamenturkunde, ausgestellt von diesem oder jenem Fürsten aus früherer Zeit, der den betreffenden Landstrich dem Kloster vermacht hatte. „Der Mönch Gueron berichtete auf seinem Sterbelager, dass er ganz Frankreich durchzogen habe, um für Klöster und Kirchen falsche Dokumente zu machen“ (E.-H. Schmitz, Die Kirche und das liebe Geld, Münster, S. 83). Das Benediktinerkloster Reichenau galt als berüchtigte Stätte der Urkundenfälschung im süddeutschen Raum (vgl. W. Kammeier, Die Fälschung der deutschen Geschichte, Wolfenbüttel 1979, S. 23 f). Wer die größte aller Fälschungen, die angebliche Übereignung des gesamten Abendlandes durch Konstantin an den Papst (die sog. Konstantinische Schenkung) für unwahr hielt, musste dies oftmals mit dem Tod bezahlen, so z. B. Johannes Dränsdorf in Heidelberg, noch im Jahre 1425, ebenso der Waldenser-Führer Friedrich Reiser in Straßburg 1458 (Herrmann, Kirchenfürsten, S. 51).

Kein Testament ohne Priester

Ein Hauptfaktor für das Anwachsen des kirchlichen Grundbesitzes seit der Antike, besonders aber im Mittelalter, waren Erbschaften. Bereits im vierten Jahrhundert n. Chr. war die Erbschleicherei durch den damaligen Papst Damasus I. (366 bis 384 n. Chr.) so schlimm, dass der Kaiser eingreifen musste. Damasus „tätigte die finstersten Finanzgeschäfte, und sein Luxus war sprichwörtlich. Durch seine Vertrautheit mit den reichen Christinnen profitierte der ‚Ohrenkitzler der Damen‘ derart, dass an ihn 370 ein Kaiseredikt erging, das energisch die Erbschleicherei des Klerus verbot“ (Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. III, S. 496). Schon aus Furcht vor dem Fegefeuer oder Höllenpein vermachten im Mittelalter viele Gläubige der Kirche Teile von Haus und Hof. „Im Lehnswesen war es üblich, dass jeder Grundbesitzer oder Pächter beim Tode etwas der Kirche hinterließ – wer das unterließ, kam in den Verdacht der Ketzerei und erhielt unter Umständen keinen Begräbnisplatz in geweihter Erde. Da nur wenige Laien schreiben konnten, wurde gewöhnlich ein Pfarrer herbeigezogen, wenn ein Testament aufgestellt werden sollte. Papst Alexander III. verfügte 1170, dass kein Testament gültig sei, das nicht in Gegenwart eines Priesters gemacht worden sei; jeder weltliche Notar, der ein Testament aufstellte, ohne dieser Vorschrift zu genügen, sei mit dem Kirchenbann zu bestrafen – und die Kirche beanspruchte für sich das ausschließliche Recht, ein Testament gerichtlich zu bestätigen. Geschenke oder Legate an die Kirche galten als die verlässlichsten Hilfsmittel, um die Leidenszeit im Fegefeuer zu verkürzen“ (Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd. 6, S. 454).

Wie meisterhaft die Kirche es verstand, insbesondere reichen Leuten einzureden, dass ihr Seelenheil nur in der Übereignung ihres Erbes an die Kirche liege, beschreibt der Kulturhistoriker Jaque le Goff in seinem Buch Wucherzins und Höllenqualen – Ökonomie und Religion im Mittelalter wie folgt: „Die einzige Möglichkeit des Wucherers (und dazu gehörte so gut wie jeder Kaufmann) das Heil zu erlangen, ist die vollständige Rückzahlung seines Gewinns, da er seinen ganzen Gewinn unrecht erworben hat … Für den Wucherer ist es schwer, seine Sünden wieder gutzumachen, denn Gott vergibt ihm nur, wenn er zurückgibt, was er stahl.“ Dies führte in vielen Fällen dazu, dass reiche Kaufleute etwa Stiftungen machten, die dann im Rahmen der Kirche betrieben wurden und zum Teil bis heute durch ihre reiche Güterausstattung noch funktionieren.

Kinder enterben zugunsten der Kirche

Doch nicht nur das: Um an Erbschaften heranzukommen, scheute die Kirche bereits in der Antike nicht davor zurück, Druck auf Eltern auszuüben, damit diese ihre Kinder enterbten und die Hinterlassenschaft der Kirche gaben. So predigte Kirchenvater Salvian aus Marseille im 5. Jahrhundert: „Wer sein Vermögen seinen Kindern hinterlässt statt der Kirche, handelt gegen den Willen Gottes und gegen seinen eigenen Vorteil. Während er für die irdische Wohlfahrt seiner Kinder Sorge trägt, betrügt er sich um seine eigene Wohlfahrt im Himmel“ (Deschner, S. 504). Für den Hl. Basilius ist „Vorsorge für die Kinder nur ein Vorwand der Habsüchtigen“ (ebenda). All dies führte zwangsläufig zu einem wachsenden Elend ungezählter Familien, was die spätrömischen Kaiser zum Eingreifen veranlasste: „Bereits Valentinian I. (364-375) geht deshalb scharf gegen die Erbschleicher des Klerus vor. 370 verbietet er geistlichen Mönchen, die Häuser der Witwen und Waisen aufzusuchen und erklärt sämtliche Schenkungen und Vermächtnisse von ihnen sowie anderen Treuen, die unter religiösem Vorwand das Opfer erpresserischer Priester werden sollten, für ungültig.“ (Deschner, S. 505). Diese Anordnung wurde jedoch, wie auch spätere Versuche in diese Richtung, bereits zwei Jahrzehnte später wieder aufgehoben. Die Kirche war einfach mächtiger und einflussreicher als der Staat – und „schließlich saugten Staat und Kirche gemeinsam das Volk aus, zogen sie am gleichen Strang“ (Deschner, S. 506). So, wie es heute leider immer noch ist.

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Bald geht es weiter in der Kirchengeschichte…

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Siehe auch:

1. https://muskelkater.wordpress.com/2010/04/21/die-kirche-und-der-mammon-startkapitel/

2. Woher kommt der Reichtum der Kirche: https://muskelkater.wordpress.com/2010/08/06/die-kirche-und-der-mammon-teil-1/

3. Wie die Klöster reich wurden: https://muskelkater.wordpress.com/2010/08/25/die-kirche-und-der-mammon-teil-2/

4. Informationen stammen aus der TimeLife-Buchreihe „Spektrum der Weltgeschichte“, dem Archiv der Württembergischen Landesbibliothek und aus den Büchern von Karlheinz Deschner http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Deschner

5. Homepage KH Deschner: http://www.deschner.info/

6. KH Deschner zum Thema „Missbrauch in der Kirche“: http://hpd.de/node/9114

Oder auch die Kategorie:

https://muskelkater.wordpress.com/category/artikelreihe-verein-kirche/

mit weiteren spannenden Geschichten zum Abenteuer Kirche.

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Die Kirche und der Mammon, Teil 2

Wie die Klöster reich wurden

Kein anderes Unternehmen hat es so gut verstanden, Geld und Reichtum zusammenzuraffen wie die Kirche. Die ganze Kirchengeschichte ist geprägt von Erbschleicherei, Konfiskation, Ablasshandel, Raubzügen u.a.m. Die Verkündigung ihrer Lehre nimmt sich dagegen eher wie eine Nebentätigkeit aus. In der 1. Folge war von Bischöfen als Bankern und von klerikalen Geldgeschäften die Rede. Lest heute von den Privilegien der Mönche und der Klöster.

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Die eigentliche Grundlage für die heutige Stellung der Kirche als Wirtschaftskonzern legte Kaiser Konstantin. Mit dem Toleranzedikt von Mailand (313 n. Chr.) wurden die einzelnen Gemeinden zu vermögensfähigen Körperschaften, die Grundbesitz erwerben und bewirtschaften konnten. Sie durften Erbschaften machen, was heidnischen Tempeln vorher nur ausnahmsweise erlaubt war. Vor allem aber konnten sie sich heidnische Tempelgüter aneignen mitsamt deren Pfründe. Hinzu kamen großzügige Schenkungen von Seiten der ersten so genannten christlichen Kaiser, was sich in den nachfolgenden Jahrhunderten kaum änderte. Da Kirchenbesitz im Mittelalter generell unveräußerlich war, konnte dieser nur wachsen.

Die Klöster als Wirtschaftsfaktor

Eines der ersten christlichen Klöster war das Katharinenkloster auf dem Sinai, das 565 gegründet wurde.

Die Früchte dieser Privilegierung kam in besonderer Weise den Klöstern zugute. Die ursprünglich asketische Mönchsbewegung wandelte sich schon bald zu einem mächtigen Wirtschaftsfaktor. Bereits zu Beginn des 4. Jahrhunderts findet sich in den Klöstern, z. B. in denen des Pachomius, eine eher soldatisch organisierte Arbeitsplanung, bei der das Gebet gegenüber der Arbeit zurücktritt. Jedes Kloster profitierte davon, dass jeder, der eintrat, seinen gesamten Besitz abgeben musste und ihn später auch nicht an Verwandte vererben konnte. Auch Laien bereicherten die Klöster, indem sie ihnen große Spenden zukommen ließen – zum Heil ihrer Seelen.

All dieser Zugewinn hinderte die Klöster nicht daran, zusätzlich Geldgeschäfte zu tätigen und sich sogar Sklaven zu halten.

Die Klöster ließen sich – wie der Staat – von den Bauern den Zehnt bringen. Sie eigneten sich weiteres Land an, indem sie schlicht behaupteten, es sei ihnen vermacht worden. Durch solche Machenschaften trugen sie zur Ausbeutung ganzer Gegenden bei. Kein Wunder, dass ein Klostereintritt nicht selten aus blanker Existenznot geschah und weniger aus religiösen Motiven: „Kurz, nicht Sorge um die seelische, sondern um die leibliche Existenz, nackte wirtschaftliche Not zwang die Ausgebeuteten gewöhnlich ins Kloster“ (Deschner, Karlheinz: Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. III, S. 476).

Versicherungsgesellschaft und Bank in einem

Die Geschäfte der Klöster mit Geldverleih stellt die der Juden – die durch Berufsverbote in die Rolle der Geldverleiher gedrängt worden waren – weit in den Schatten. Viele Privatpersonen übergaben ihr Geld Kirchen und Klöstern zur Aufbewahrung. Aus diesem Bestand verlieh das Kloster Geld an Einzelpersonen oder an Institutionen, die Geld brauchten. Aus dem Jahre 1070 ist belegt, dass Kirchen und Klöster Geld an benachbarte Grundherren verliehen, „gegen einen Anteil an den Einkünften aus dem Grundbesitz des Herrn“. Durch diese Hypothekdarlehen wurden die Klöster zu den ersten Bankgesellschaften des Mittelalters. Die Abtei St. André in Frankreich war in ihren Bankgeschäften so erfolgreich, dass sie jüdische Geldverleiher anstellte, um ihren Finanzoperationen vorzustehen. Die Tempelritter liehen an Könige und Fürsten, Herren und Ritter, Kirchen und Prälaten Geld gegen Zins – ihr Hypothekargeschäft war im dreizehnten Jahrhundert wahrscheinlich das ausgedehnteste der Welt.

Die Rolle der Juden als Geldverleiher wird stark übertrieben. Sie hatten in Spanien und eine Zeit lang in England „eine große Macht, waren aber in Deutschland schwach und in Italien den christlichen Finanzleuten unterlegen“ (W. Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd. 6, S. 306 f). „Im Zwölften Jahrhundert betrugen die Zinssätze in Frankreich und England 33 1/3 %; manchmal erreichten die Zinssätze die Höhe von 50 %. Friedrich II. versuchte um 1240, den Zins auf 10 % zu senken, zahlte aber bald einen höheren Zins an christliche Geldverleiher“ (W. Durant, Bd. 6, S. 313). Allein durch diese Geschäfte war die Kirche nach Aussage Durants die „größte Finanzmacht des Christentums“.

Doch damit nicht genug: Die Klöster übernahmen auch die Rolle der heutigen Versicherungen. Viele Vermögende übergaben ihnen ihren Besitz als „Precarium“, als eine Art „Versicherung gegen Erwerbsunfähigkeit“. Kloster oder Kirche „zahlte ihnen ein Jahrgeld, kümmerte sich um sie im Krankheitsfalle und im Alter und erhielt dafür das Besitztum beim Tode des Schenkers frei von jedem Zurückbehaltungsrecht“ (Durant, Bd. 6, S. 355). Auf diese Weise verdiente die Kirche sogar an den Kreuzzügen, denn: „Kreuzfahrer verkauften nicht nur Ländereien zu niedrigen Preisen an die Kirche, um Bargeld zu erhalten, sondern erhielten auch Darlehen von kirchlichen Körperschaften, wobei sie ihren Grundbesitz als Sicherheit einsetzten, welcher dann in vielen Fällen wegen Zahlungsunfähigkeit des Schuldners verfiel“ (Durant, S. 455). Und natürlich auch deshalb, weil viele von den Kreuzzügen nicht zurückkehrten.

Der Papst hatte es noch einfacher. Er erließ schlicht eine Kreuzzugssteuer. So erhob z. B. Papst Gregor VIII. im Jahre 1188 n. Chr. den „Saladinzehnten“, der von allen eingefordert wurde, die den Kreuzzug nicht mitmachten.

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Bald geht es weiter in der Kirchengeschichte…

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Siehe auch:

1. https://muskelkater.wordpress.com/2010/04/21/die-kirche-und-der-mammon-startkapitel/

2. https://muskelkater.wordpress.com/2010/08/06/die-kirche-und-der-mammon-teil-1/

3. http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster

4. http://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Durant

Oder auch die Kategorie:

https://muskelkater.wordpress.com/category/artikelreihe-verein-kirche/

mit weiteren spannenden Geschichten zum Abenteuer Kirche.

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Die Kirche und der Mammon, Teil 1

Woher kommt der Reichtum der Kirche?

Kein anderes Unternehmen der überlieferten Weltgeschichte hat es so gut verstanden, Geld und Reichtum anzuhäufen wie die abendländische Kirche. Wenn ich hier in dieser Artikelreihe mehrmals Bücher von KH-Deschner zitiere, dann sind sie leider nicht optimal im Internet zu finden, sondern nur in der Bücherei. Wer ist denn nun dieser Karlheinz Deschner? – Siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Deschner

Wikipediamäßig beziehe ich mich also auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriminalgeschichte_des_Christentums und: http://de.wikipedia.org/wiki/Abermals_krähte_der_Hahn

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Von Beginn an ist die Kirchengeschichte voll von Ausbeutung jeglicher Art: Erbschleicherei, Enteignung, Konfiskation, Schmarotzertum, Ablasshandel, Raubzüge usw. Die Arbeit für Theologie und Philosophie nehmen sich demgegenüber wie eine Nebentätigkeit aus.

Wer das nicht glauben kann, der sollte unbedingt weiter lesen. Denn derjenige ist dann vermutlich dem frömmsten Märchen der Kirche aufgesessen, welches lautet: Der Hauptzweck der Kirche sei, Almosen zu sammeln und Werke der Barmherzigkeit zu tun, z.B. an Witwen, Waisen und Kindern. Die Kirche trage zur Mäßigung der menschlichen Habgier bei und zu einer sozialen Gesinnung der Reichen. Diese rührende Mär wird seit Generationen in unzähligen Abhandlungen und Traktaten ständig wiederholt. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?

Die fromme Lüge

Es soll keineswegs in Abrede gestellt werden, dass es Kirchenchristen gibt, die sich ernsthaft bemühen, das Gebot des Jesus von Nazareth zu befolgen: „Ihr sollt euch keine Schätze sammeln, die die Motten und der Rost fressen.“ Oder: „Niemand kann zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon.“ Ungezählte Christen opfern sich tatsächlich auf für ihren Nächsten, stellen ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Doch betrachtet man die Kirche als Institution über die Jahrhunderte, dann erscheinen die wirklichen Christen eher als willkommenes Alibi für ein Gebaren ganz anderer Art.

Wer glaubt, dass es hier lediglich um die Verschwendungssucht einiger Renaissance-Päpste oder um den schwunghaften Ablasshandel im Mittelalter geht, der täuscht sich. Ein profunder Kenner der Kirchengeschichte schreibt dazu: „Dass es in der alten Kirche eine Armenfürsorge, dass es Wohltätigkeit gab, ist nie geleugnet worden. Ungezählte Theologen haben dies abgehandelt – während es bis heute keinem einzigen einfiel, eine Wirtschaftsgeschichte der alten Kirche zu schreiben, einer Institution, die doch immerhin ein Jahrtausend die wirtschaftliche Entwicklung beaufsichtigt hat.“ (Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. II, S. 471)

Bischöfe wurden zu Bankern

Die Geschichte der Kirche als eines geldgierigen und skrupellosen Wirtschaftsunternehmens beginnt bereits in der Antike, unmittelbar nachdem das Urchristentum in eine hierarchische Institution übergegangen war. Den Wendepunkt markiert hier die Einsetzung des Christentum als Staatsreligion durch Konstantin im 4. Jahrhundert n.Chr. Dabei begannen viele unheilvolle Entwicklungen schon vorher. So wuchs bereits im 2. Jahrhundert den Bischöfen eine große Machtfülle zu, insofern als sie Empfänger aller kirchlichen Einnahmen waren. So verkündet Bischof Ignatius von Antiochien: „Ohne den Bischof sollt ihr überhaupt nichts tun … Wer den Bischof ehrt, der wird von Gott geehrt. Wer ohne den Bischof etwas tut, dient dem Teufel“ (Deschner, a.a.O., S. 468). Das Geld nutzten die Bischöfe in der Regel zum Ausbau ihrer persönlichen Macht, und vermehrten es dabei kräftig. Bereits im 3. Jahrhundert verteilte man die Einkünfte der Bistümer nach folgendem Schema: ein Viertel aller Einkünfte war für den Bischof, ein weiteres Viertel für den Klerus. Ein Viertel diente der Instandhaltung der Kirchengebäude, und ein Viertel war für die Armen. „Der Bischof bekam also allein soviel wie sein ganzer Klerus oder seine sämtlichen Armen zusammen“ (Deschner, a.a.O., S. 73). Der Theologe Horst Herrmann meint zu diesem Verteilungsschema: „Dieses Prinzip hat sich in der Geschichte wacker bewährt: 75 Prozent für Kircheneigenes, 25 Prozent für andere. Noch heute ist es nicht überwunden“ (Herrmann, Kirchenfürsten, S. 78). Über die Bischöfe sagt Herrmann: „Die Zeit arbeitet von Anfang für die Bischöfe, für die Aufseher [Bischof kommt von episkopus = Aufseher, d. Red.] über das Geld aller – und später auch für die Aufpasser über die wahren Worte.“

Klerikale Geldgeschäfte

Zu Wuchergeschäften und Unterschlagungen durch Priester, Bischöfe und Päpste kommt es schon vor Konstantin. Der spätere Papst Kallist (217-222) gründet „vor seiner großen Karriere eine christliche Bank in Rom, unterschlägt ein Depositum … und ist auch nach seinem Konkurs wieder als Bankier tätig. Und: „Viele Kleriker sind so geschäftstüchtig, dass ihnen die Synoden seit dem 2. Jahrhundert immer häufiger Geldverleih und Zinsnehmen ausdrücklich untersagen müssen“ (Deschner, a.a.O., S. 483). Im 4. Jahrhundert nahmen die Missstände weiter zu: „Viele Priester und Bischöfe dachten nur noch an sich, trieben einen schwungvollen Handel, liebten üppige Zins- und Wuchergeschäfte, obwohl dies alle Kirchenväter strikt verbieten“ (Deschner, a.a.O., S. 485). Bis zum Mittelalter stellen Priester einen bedeutenden Teil der Geldverleiher. Sogar der katholische Theologe Kobert sagt über den mittelalterlichen Klerus, dass dort „alle Arten und Formen des Wuchers … aufs Schwunghafteste betrieben“ wurden (Deschner, a.a.O., S. 486). „Bischof Janiarius von Salona versucht einen Ölhändler um den Ölpreis für das ewige Licht zu prellen.“ Oder: „Der Metropolit von Ephesus, der Kirchengrund für die eigene Tasche verhökerte und allerlei Kostbares aus Gotteshäusern einschmelzen ließ, um sein Bad zu verschönern, verkaufte um 400 regelmäßig die Bischofssitze an den Meistbietenden“ (S. 496).

Kirchenobere missbrauchten ihre hierarchische Stellung und die Gelder ihrer Gläubigen auch zu anderen weltlichen Geschäften. So treibt das Patriarchat von Alexandrien im 6. Jahrhundert „mit Hilfe einer eigenen Flotte Handel mit Palästina, Sizilien, im Adriatischen Meer und mit dem Bistum Rom. Und dabei hatten Kirche und fast alle Kirchenväter längst Priestern den Handel strikt verboten, Ambrosius etwa oder Hieronymus, der schrieb, man müsse einen handeltreibenden Kleriker wie die Pest fliehen! Ende des 6. Jahrhunderts besitzt die alexandrinische Kirche bereits 13 hochseetüchtige Schiffe, wovon zumindest das größte Schiff (vielleicht aber auch jedes) bis England fährt. Das Patriarchat, dem damals 8.000 Pfund Gold gehörten, hatte diese Schiffe in eigener Reederei hergestellt und das Holz von italienischen Kirchengütern bezogen“ (Deschner, a.a.O., S. 48)

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Bald geht es weiter in der Kirchengeschichte…

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Siehe auch den Beginn dieser Reihe:

https://muskelkater.wordpress.com/2010/04/21/die-kirche-und-der-mammon-startkapitel/

Oder auch die Kategorie:

https://muskelkater.wordpress.com/category/artikelreihe-verein-kirche/
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Die Kirche und der Mammon (Startkapitel)

Eine neue Artikelserie

Nachdem endlich durch Medien, Gesellschaft und Zeugenaussagen ans Tageslicht befördert wird, was jahrzehntelang hinter den heiligen Mauern der Kirche geschah und sich der heutige Papst noch nicht mal dafür entschuldigen kann, wird es auch mal Zeit nachzufragen, wie dieser klerikale Verein seit tausenden von Jahren zum Thema Geld steht.

Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche sagte: „Die Kirche ist die höchste aller denkbaren Korruptionen“. Bischof Hieronimus bekannte im 12. Jahrhundert öffentlich: „Wir brennen wahrhaftig vor Geldgier, und indem wir gegen das Geld wettern, füllen wir unsere Krüge mit Gold, und nichts ist uns genug.“

Die Frage ist also: Wie kam die Kirche zu so immensen Reichtum, wo sie doch eigentlich immer sagt, dass den Armen das Reich Gottes ist. Wie konnte sie im Laufe der Zeit zu solcher Machtfülle gelangen, wie wir das heute jeden Tag erleben.

Der Vatikan hortet den zweitgrößten Goldschatz auf Erden

In der italienischen Zeitschrift Oggi wurde 1952 schon der Goldschatz des Vatikans aufgrund »außerordentlicher Informationen« hinter demjenigen der USA als der zweitgrößte der Welt beziffert: 7000 Milliarden Lire = 3.500.000.000 Euro. Im Vergleich dagegen beträgt der Wert des Goldschatzes des Staates Italien »nur« 400 Milliarden Lire. Wie gesagt, das war 1952! – Wie groß mag der Goldschatz des Vatikans heute sein? Rechnen wir die Wert-Steigerung dazu, so wäre der Wert des Goldes heute 63 % höher. Bei Verkauf könnte der Goldschatz des Vatikans, je nach Zeitpunkt eines eventuellen Abstoßes, bis 650 % Gewinn gebracht haben. Da fragt man sich doch tatsächlich: Wie ist der Vatikan zu diesem immensen Gold-Besitz gekommen?

Der Vatikan pokert mit enormen Finanzreserven an der Wallstreet

Die auswärtigen Finanzreserven des Vatikans sind vornehmlich an der Wallstreet konzentriert. Insgesamt dürfte sich der Gesamtbesitz der Kirchenzentrale an Aktien und anderen Kapitalbeteiligungen bereits im Jahr 1958 auf etwa 50 Milliarden DM belaufen haben. Diese Zahl dürfte inzwischen vermutlich auf weit über Hundert Milliarden Euro angewachsen sein. Aber wie ist der Vatikan zu diesem immensen Aktien-Besitz gekommen?

Auch der Verkauf von Segensbriefen, Titeln, Audienzen usw. vergrößert heute noch den Reichtum der Kirche

Preisliste des Vatikans (Stand 1990)

  • DM 5.000,- für einen vom Papst persönlich unterzeichneten Segen mit Urkunde
  • DM 30.000,- für eine Privataudienz mit dem Papst, inkl. Video
  • DM 50.000,- Spende für einen Ehrendoktortitel
  • DM 120.000,- Spende für einen Orden (Ordensstern zum Großkreuz des St.-Gregor-Ordens)
  • DM 300.000,- für einen Barontitel
  • DM 2.500.000,- für eine Erhebung in den Fürstenstand
  • DM 50.000,- für die Nebenkosten einer solchen Prozedur, etwa anlässlich der Ostermesse
  • Ab ca. 100.000,- Euro (im Durchschnitt ca. 250.000,-) kosten auch Heiligenprozesse. Nur wohlhabende Familien oder Ordensgemeinschaften können sich einen derart teuren Prozess leisten. Allein durch die 464 Heiligsprechungen (mehr als in den 400 Jahren davor) von Johannes Paul II. dürften ca. 116.000.000,- Euro in die Kassen des Vatikans gerollt sein.

Das waren nur drei Punkte zum Reichwerden.

Aber es sind noch viele weitere Punkte, die ich in den nächsten Kapiteln aufzeigen werde. Zum Beispiel, dass der Vatikan der größte religiöse Wirtschaftskonzern ist, – dass die Kirche der größte Grundbesitzer der westlichen Welt ist, – dass der Vatikan als Immobilienbesitzer ganze Städte besitzt, – dass der Menschenhandel und die Sklaverei den Reichtum der Kirche bis weit ins 19. Jahrhundert hinein erheblich vergrößert hat, – dass die Kirche Leibeigene hatte, sogar Kinder für die Prostitution, – dass der Ablasshandel im Mittelalter noch heute ein großer Teil des Kirchenvermögens ist, – dass unzählige Menschen bei der Eroberung Amerikas wegen des Goldes umgebracht wurden und dieses Gold ein Teil der römisch-katholischen Kirche ist, – dass das Blutgeld durch Inquisition und Hexenverbrennung die schändlichste Art der Kirche war, um Reichtum zu scheffeln, ein Raubmord an Andersgläubige, – dass durch Fälschungen und Erbschleicherei der kirchliche Grundbesitz immer weiter anwuchs, weil der Bauer des Lesens unkundig war…

Es gibt noch mehr Punkte, die die Schande des Vereins Kirche belegen. Aber immer ist hier der Verein, die Institution, gemeint und damit die Oberen, die Päpste, die Kardinäle, die Bischöfe, die Pfarrer, die Nonnen und Mönche in den Klostern. Das gemeine Volk verstand von alldem nichts und ließ sich von dem Prunk und den Worten blenden. Und muckte mal jemand auf, dann machte man ihn schon mundtot mit dem Versprechen, dass er nicht in den Himmel kommen würde, wenn er nicht seine Steuerschuld begleichen würde.

Und deshalb nochmal in aller Deutlichkeit: Es geht hier nicht um den Glauben eines Menschen. Dieser Glaube soll gerne weiter geführt werden. – Es geht um den Verein, der den Glauben vertreten und vorleben sollte und genau das Gegenteil tut.

Im ersten Teil dieser Reihe, die sich an die vorige Reihe „Der Verein Kirche“ anschließt, werden diese Punkte nochmal angesprochen unter dem Titel „Woher kommt der Reichtum der Kirche?“

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