von Eifelphilosoph
Das ist eine betrübliche Nachricht. Jedenfalls für alle Deutschtümler und Nationalheldenanwärter, aber es ist halt nichts dran zu ändern.
Deutschland … ist tot.
1913 war es noch sehr lebendig. Wissenschaft, Kultur, Medizin (wir waren die „Apotheke der Welt“) … wir waren recht weit. Und, wie man hörte, demokratischer als die Demokratien der damaligen Zeit. Und sozialer sowieso. Den Bürgern ging es gut, die Linken schimpften über den Kaiser, der Kaiser über die Linken, alle schimpften über die Juden aber man ließ sie am Leben … und außerdem waren sie ja auch alle außerordentlich patriotisch und zumeist streng rechtskonservativ.
1945 war da nicht mehr viel von über. Wissenschaft wanderte dorthin, wo die andern schon waren: in die USA. Dort war das Leben einfach viel angenehmer. Die führende Rolle Deutschlands in der Filmbranche war zuvor schon von Hollywood übernommen worden … mit Hilfe der Exildeutschen, die der Hitlerei erfolgreich entkommen waren. Und wenn ich mir den deutschen Film so anschaue, muß ich sagen … es wächst nicht einfach wieder in gleicher Qualität nach. Jedenfalls nicht so schnell.
Aber wir bauten wieder auf. Und bald gab es ein kleines Land in Europa, ein Restdeutschland, das ziemlich fein dastand. Das beste Land der Welt … für viele, mit einer aussichtsreichen Zukunft. Es gab Wohlstand, der es Sozialamtsmitarbeitern sogar erlaubte, gerade mal klamm gewordene Zuhälter mit den Raten für ihren Porsche auszustatten. Ja, so war der Sozialstaat in den siebziger Jahren.
Aber die Verräter waren schon aktiv. Planten schon lange einen ganz großen Schlag … und der ging nur, wenn man den Menschen die Arbeit nahm, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienten. Und das kam dann auch Ende der siebziger Jahre. Gleichzeitig nahm man auch der Jugend ihre Energie, man schickte ihnen Traumbilder von stinkreichen „Models“ und „Brokern“ und alle flogen darauf ab, den Kopf voller illusionärer Millionen, die einfach so auf der Straße lagen. Schlag für Schlag, Schritt für Schritt wurde die Solidarität der Bevölkerung untereinander, die zuvor noch so groß war, untergraben.
Hollywood fing an, Filme zu drehen, in denen Soldaten wieder echte Helden waren … einer nach dem anderen rollte in die deutschen Kinos. Man konnte schon riechen, wo das hinführen wird.
Mehr und mehr fielen die Konzerne über Deutschland her, drehten die Preisschraube nach oben, die Lohn- und Steuerschraube nach unten. Jedes andere Land wäre in die Knie gegangen bei dieser Ausschlachterei, doch hier … war viel zu holen.
Dann befahl der Dauerkohl die deutsche Einheit und die Konzerne frästen sich durch die ehemalige DDR, hinterließen „blühende Landschaften“, wie versprochen, doch es blühte nur Unkraut in Industrieruinen und sterbenden Dörfern. Als der Osten durchgefräst und ausgepreßt war, zogen die Konzerne weiter Richtung Osten und namen noch viele Fördergelder der EU dabei mit, die sie schon zuvor für den Aufbau Ost eingesackt hatten.
Jetzt endlich bemerkte auch die Politik, das etwas nicht stimmte. Das Land war … tot. Gestorben am parasitären Konzernbefall. Wie jeder Körper stirbt, der von Parasiten befallen wird, die mehr aussagen als sie zurückgeben.
Also kam Kanzler Schröder und eröffnete den Krieg … gegen das eigene Volk. Anstatt den parasitären Befall zu analysieren und mit dem scharfen Skalpell den Mißbrauch des Landes Einhalt zu gebieten (was vielen anderen Ländern ebenfalls geholfen hätte) hatte Schröder eine ganz andere Idee:
Wenn der parasitäre Befall des Landes so groß ist, das es nicht überleben kann, dann … schneide ich einfach die Beine ab. Oder die Arme. Oder Bauchfleisch, Egal. Je kleiner die zu versorgende Menge ist, umso länger kann der Kanzler gut leben.
Und so geschah es. Die Agenda 2010 kam, gleichzeitig verschleuderte der Staat die wichtigsten Unternehmensbereiche, die ihm gutes Geld hätten einbringen können. Aber egal, es ging ja nur darum, innerhalb des Leichnams Deutschland kleine Inseln zu schaffen, die möglichst lang noch gut versorgt werden konnten, bis das Ende auch sie erreichte.
2010 selbst nun, das Jahr, auf das die Agenda hinzielte, wird das Ende des Landes sein. Es hat keine eigene Lebenskraft mehr. Der Aufbau Ost hat 500 Milliarden Euro gekostet. Für 20 Millionen Menschen.
Das wären 25000 Euro für jeden Ostbürger. Das hätte man denen direkt in die Hand geben sollen, anstatt weiterhin die Konzerne damit zu mästen. Aber Ostbürger haben keine Lobby in Berlin, jeder Konzern aber schon.
Das Land lebt nur noch auf Pump, durch Geldtransfusionen aus dem Ausland. Dafür mußten wir unseren Sozialstaat abbauen, weil wir sonst von den Ratingagenturen abgestraft worden wären, das hätte unsere Kreditwürdigkeit gefährdet … und wir wären gezwungen gewesen, streng zu haushalten. Das war aber gegen die Interessen der Leistungsträger und Kapitaleigner, denn letztlich erhalten sie ihren Reichtum aus der Verschuldung dieses Landes, aus dem exorbitanten Preisniveau, das in diesem Land durchgedrückt wird.
Erhöht nicht Hartz IV … senkt die Preise und Mieten um 50 %. Ihr werdet sehen, wie gut es 80 Millionen Bürgern in diesem Land mit einem Schlag geht. Da wären in Zukunft auch andere Lohnvereinbarungen möglich. Aber darüber … wird nicht diskutiert. Die Konzerngewinne dürfen nicht in Frage gestellt werden, an diese heilige Kuh wagt sich kein noch so lauter Krakeeler heran. Alles andere kann weg – Altenpflege, Gesundheit, Sozialstaat … aber nicht die Konzerngewinne.
Aber solange die deutsche Kaufkraft die Zahlkuh der Weltwirtschaft ist … geht sie einfach nur ein. Irgendwann. Immer nur melken und nicht füttern geht bei Kühen nicht ewig gut, auch wenn es eine kerngesunde Oldenburger Kuh ist. Aber Konzernen ist das egal. Die wollen Milch, so billig und so schnell es geht, und wenn die Kuh tot ist … dann ziehen sie weiter und hinterlassen blühende Landschaften wie im Osten.
Leider beschäftigen sich erst wenige Wissenschaftler mit der volkswirtschaftlichen Dimensionen internationaler Konzerne. Sie sind ja auch erst seit kurzer Zeit so groß, das sie als eigenständige äußerst mobile Länder gelten können.
Und … sie werden die Zukunft sein. Weil sie mobil sind. Anstatt 180 Nationalstaaten werden wir in fünfzig Jahren 50 Konzerne haben, die die Welt unter sich aufgeteilt haben, die Kriege gegeneinander führen, Länder besetzen, Allianzen eingehen … der gleiche Tanz wie früher, nur viel mobiler.
Und deshalb ist Deutschland … und der Gedanke an den unabhängigen deutschen Nationalstaat … tot.
Die Kuh ist alt und schwach. Zuviele Jahre haben zuviele zu gut an ihr verdient. Und die Milch liegt jetzt gut gesichert auf Off-shore-Konten. 1,5 Trillionen Dollar. Das sind eintausendfünfhundert Billionen. Oder 1,5 Millionen Milliarden. Der Rest steckt durch jahrelangen Eigentumstransfer in Immobilien, die vorher den Gemeinden gehörten und in Firmen, die z.T. vorher dem Staat gehörten.
Das Geld wurde jahrzehntelang auch aus der deutschen Volkswirtschaft herausgesaugt. Und jetzt … ist sie alle, die Volkswirtschaft – und Deutschland ist tot.
Wir haben eigentlich kein Geld mehr für Schulen, Krankenhäuser, Polizei, Bundeswehr, Städte, Gemeinden, Parlamente, Universitäten, Straßen, Bahnen, Fernsehen und Telefone. Noch leiht man uns welches, um den letzten Rest Eigentum aus uns herauszusaugen, um politische Entscheidungen zu beeinflussen, um deutsche Soldaten weltweit einsetzen zu können, aber der Patient liegt schon längst auf der Intensivstation … und wird da nicht mehr herauskommen.
Deutschland ist tot. Damit muß man sich abfinden. Billige Kleingeistträume von dem guten alten Deutschland stecken Energien in eine Leiche, die niemals wieder lebensfähig wird, denn was immer man hier noch an Energie hineinsteckt, wird von den Konzernparasiten sofort gefressen. Umgehend. Sogar an den Arbeitslosen hat sich eine völlig irre Armutsindustrie drangehängt. Konzerne und ihre Tentakel machen halt aus allem Geld. Sogar aus Armut. Solange sich ein Blöder findet, der das bezahlt. Und an Blöden scheint es in diesem Land momentan keinen Mangel zu geben … das wissen wir ja dank Pisa jetzt auch.
(Quelle: Eifelphilosoph)