Wenn die Wildnis abmahnt
Rechtsstreitigkeiten um Tierpfoten-Logos kennt die taz nur allzu gut. Jetzt mahnt der Outdoor-Hersteller Jack Wolfskin auch Hobby-Designer ab, die Katzenpfoten-Optik verwenden. Ein Bericht der taz.de
BERLIN taz | Tierpfoten machen sich hübsch als Motiv. Und wer hats erfunden? Na? Nein nicht die Schweizer, sondern natürlich die taz. Der Designer Roland Matticzk hatte das „Tazzen“-Logo bereits 1979 für die taz entworfen. Die taz hatte es danach fleißig verwendet, aber nicht markenrechtlich gesichert. Das hat stattdessen 1982 der Outdoorausstatter Jack Wolfskin getan, zumindest für eine ähnlich aussehende Tierpfote. Und seitdem beansprucht Jack Wolfskin die Tierpfote als solche für sich.
Jack Wolfskin ließ jetzt Kleinunternehmer abmahnen, die Pfoten-Designs verkauften. Eine Sprecherin bestätigte auf taz-Anfrage einen Bericht des Onlineportals werbeblogger.de und kündigte eine später erscheinende Pressemitteilung an.
Abgemahnt wurden laut dem Bericht zwei heimwerkenden Damen, die ihre Produkte auf dawanda.de zum Kauf anboten, einem Onlineshop für Selbstgemachtes. Das Sortiment: Zum Beispiel Filz-Portemonees und Stickmuster. “Ich hab heute eine Abmahnung von Jack Wolfskin im Briefkasten gehabt 991 Euro”, schreibt die Taschendesignerin „Fliegenpilzle“ letzte Woche im Dawanda-Forum. Ihr Profilfoto zeigt sie mit ihrem Hund.
Zwei Tage später meldet sich Nutzerin „Dasaba“ zu Wort: “Huhu, jetzt sind wir schon zwei. Ein 859-Euro-Einschreiben hat mir der Postbote heute gebracht.“ Ein weiterer Shop des Portals wurde geschlossen, weil dort Katzenpfoten-Aufkleber verkauft wurden. Der Verkäufer schrieb an die Anwälte von Jack Wolfskin. Für die Abmahnung hat er kein Verständnis, und gibt zu Bedenken: „Es sieht so aus, dass Jack Wolfskin, obwohl erst 1981 gegründet, die Rechte an Katzenpfoten hat. Wer hätte das gedacht?! Das muss ich gleich den Alten Ägyptern, Walt Disney und dem Pinken Panther erzählen.“
Gegen die taz hat sich Jack Wolfskin gerichtlich durchgesetzt. Das Oberlandesgericht Hamburg entschied im Jahr 2002, dass die taz bestimmte Merchandising-Produkte aus Outdoor-Bereich nicht mit der taz-Tazze bedrucken oder besticken darf – auch dann nicht, wenn neben der Tatze der Schriftzug „die tageszeitung“ eine eindeutige Zuordnung erlaubt. Anfang Juli 2006 beschwerte sich Jack Wolfskin über Badetücher mit Tatze und Schriftzug. Das Landgericht Hamburg gab dem Outdoorausstatter recht.
Die taz konterte nicht juristisch, sondern ließ die Tatze auf den restlichen Badetüchern mit einem schwarzen Kreuz übersticken. Fortan bewarb sie die Handtücher mit den Worten: „Wir werfen das Handtuch: Jetzt darf die taz keine tazze mehr zeigen. Jack Wolfskin hat sich beklagt. Deswegen gibt es unser extra großes, knallrotes, flauschiges Badetuch (2 m) mit schönem, silbernem taz-Logo nun mit noch schönerem Kreuzstich. Dafür geht man vor Gericht gerne mal baden. Einmaliger textiler Protest-Beitrag: 43 Euro“.
Mit diesem Bericht fing es an und hat eine wahre Lawine mit sich gerissen. Und alle hoffen, daß es weiter gegeben wird, damit der Irrsinn des Abmahnens endlich ein gutes Ende nimmt.
Mein Kommentar: Ich habe mein kleines Büro auf einem uralten Bauernhof, wo es Mäuse gibt und von daher ein Anziehungspunkt von Katzen aus der ganzen Umgebung. Wenn es Winter ist und schneit, dann sind im Schnee viele, sehr viele, gewaltig viele Pfotenabdrücke zu sehen. Man bedenke, eine Katze hat vier Pfoten, macht vierzig Pfotenabdrücke von zehn Katzen. Wer bekommt da eine Abmahnung? Ich, weil ich es zugelassen habe? – Man denke auch an unzählige Vereine und Organisationen, die Pfoten in ihrem Logo haben!
Nein, hier hat jemand ganz gehörig über’s Ziel hinaus geschossen. Hier war ein IQ-Nuller am Werk, der die Firma mehr schadet als sonst was. Diese Machenschaft ist ja schon kriminell, sogar die von den Richtern. Denn etwas, was zum täglichen Leben gehört, kann nicht für eine einzelne Person oder Firma geschützt sein. Es gehört zum Allgemeingut. Keiner wird mir je verbieten können eine Katzen-, Wolfs- oder sonstige Pfote abzubilden!!!
Ich sehe es schon kommen: irgendwann macht mal jemand ein Photo von meinem Gesicht und erklärt es zum geschützten Logo. Muss dann mein Pass geändert werden und ich vermummt durch die Gegend laufen, oder was?
Nein. Der Wahnsinn hat Grenzen. Und hier sind sie bei weitem überschritten!!!
Aus Protest habe ich jetzt von meiner Jack Wolfskin-Winterjacke das Logo abgeschnitten. Sieht jetzt sogar noch besser aus! 🙂