Etiketten lügen wie gedruckt
Ob es das „Bertolli Pesto nach italienischem Originalrezept“ von Unilever ist, das allerdings nur Spuren von Pinienkernen und Olivenöl enthält, oder die Bio-Apfel-Birnen-Limonade von Carlsberg, die wahrscheinlich weder jemals eine Birne noch einen Apfel gesehen hat – Lebensmittelkonzerne jubeln uns täglich schlechte Produkte als Premium Ware unter. Die abgespeist-Kampagne von foodwatch e.V. deckt seit nunmehr zwei Jahren erfolgreich diesen Etikettenschwindel der Nahrungsmittelindustrie auf. Auch wenn Nestlé und Co. jammern: „Das ist doch alles legal“! Richtige Antwort darauf: Was rechtens ist, muss noch lange nicht richtig sein! Dann müssen eben die Gesetze geändert werden!
Der Actimel-Schwindel
Am dreistesten lügt Danone in der Werbung für den Joghurtdrink Actimel. Danone behauptet, Actimel aktiviere die Abwehrkräfte und suggeriert, es schütze vor Erkältungen. Nur: genau das ist keinesfalls bewiesen. Einzig eine gewisse Wirkung von Bakterienkulturen auf die Darmflora scheint unbestritten. Aber die finden sich in jedem normalen Naturjoghurt auch. Mit dem Unterschied, dass er dreimal weniger kostet und nicht dick macht, weil kein Zucker zugesetzt wird. Verdientermaßen ist Danone deshalb mit dem „Goldenen Windbeutel“ ausgezeichnet worden, dem foodwatch-Preis für die dreisteste Werbelüge 2009.
Philadelphia von Kraft – das „Frische-Märchen“
Kürzlich hat foodwatch den Kraft-Frischkäse Philadelphia alla Pesto verde & Tomate als Qualitäts-Attrappe auffliegen lassen. Kraft bewirbt die neue Sorte mit „sonnengereiften Tomaten“ und „frischem Pesto“. Aber was ist wirklich drin? Zunächst Mal jede Menge Zusatzstoffe: Säuerungsmittel, Verdickungsmittel, Carrageen etc. Und – ach ja Tomaten – sind auch drin, nämlich zu einem Anteil von ganzen 0,4 Prozent! Aber leider nicht frisch, wie auf der Packung abgebildet, sondern getrocknet! Und Pesto? Kommt leider gar nicht darin vor. Dafür aber jede Menge Aromen. Irgendwo muss der Geschmack ja herkommen.
Die Täuschung ist legal – aber nicht richtig!
Was müssen wir uns eigentlich noch bieten lassen? Die Lebensmittelindustrie schummelt, mogelt, trickst und täuscht, was das Zeug hält. Und wir? Wir haben das Nachsehen, weil die Trickser und Lügner fast immer das Recht auf ihrer Seite haben! Denn die meisten Mogeleien sind ganz legal, weil die Gesetze unzureichend sind. Für wen sind diese Gesetze eigentlich gemacht? Wen schützen sie? Warum werden keine Gesetze gemacht, die verbieten, einen Philadelphia, der frische Tomaten noch nicht mal gesehen hat, mit eben diesen zu bewerben? Warum darf ein Großkonzern Millionen Menschen dazu verleiten, einen teuren und dick machenden Joghurt zu kaufen, indem er vorgaukelt, sie würden sich damit vor Erkältung schützen?
Wehren wir uns alle zusammen gegen diese Lügen – es wirkt!
foodwatch e.V. schreibt: Auch wenn wir es noch nicht geschafft haben, die Politiker aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, so ist es uns doch gelungen, die Hersteller unter Druck zu setzen. Warum? Weil wir Verbraucher mobilisieren, die sich nicht länger für dumm verkaufen lassen wollen. 20 Produkte haben wir bisher auf den Prüfstand gestellt und in mittlerweile mehr als 50.000 E-Mails haben sich die Verbraucher über abgespeist.de bei Herstellern über deren Lügen und Marketing-Tricks beschwert. Nicht ohne Konsequenzen: Den „gesunden“ Zucker-Kinder-Drink Biene Maja von Bauer, der mehr Zucker als Coca Cola enthielt, hat der Hersteller vom Markt genommen. Der Fruchttiger von Eckes-Granini mit der Zahnschmelz schädigenden Zitronensäure (E 330) und Aromen wird nicht mehr als „gesunder“ Durstlöscher beworben. Und die Imagewerte von Actimel sackten nach der Verleihung des „Goldenen Windbeutel“ Ende März um mehr als 40 Prozent in den Keller – und blieben bisher dort. Jetzt hat die britische Werbeaufsicht ASA sogar die Ausstrahlung bestimmter TV-Werbespots für Actimel gestoppt, weil es keinen Nachweis dafür gebe, dass Actimel gut für Kinder sei!
Quelle: Abgespeist