Gesprochen, geschrieben, religiös, tragisch und witzig
Von Martin Schnakenberg
Wenn man von den letzten Worten spricht, dann ist nicht immer nur vom Tod die Rede, aber immer ist es ein Abschied. Letzte Worte können tröstend sein, aber auch verletzend. Sie können als Warnung zu verstehen sein oder … als Angebot. Auch können sie einer Religion, einem Glauben zugeordnet sein, in tragischer Weise einen Menschen beschreiben oder sogar als Witze oder Anekdoten zum Lachen bringen.
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Religiöse letzte Worte
Zwei große Religionen überliefern uns große Worte von ihren Religionsstiftern. Man braucht nicht religiös zu sein, um die Worte zu lesen oder zu verstehen, ja man kann sogar Religionen zutiefst verabscheuen. Aber in jedem Fall zeugen solche Worte bei den Anhängern dieser Religionen von tiefem Glauben an einen Schöpfer, der diesen Menschen heilig ist. Vom Islam fand ich die letzten Worte des Propheten im islamischen Portal der „Islamischen Gesellschaft Milli Görüş“ in der Freitagspredigt:
Hutba – Die letzten Worte des Propheten
„O ihr Gläubigen, ich vertraue euch zwei Dinge an. Wenn ihr daran festhaltet, werdet ihr nicht irregehen. Diese zwei Dınge sind der Koran und die Sunna.” (Abschiedspredigt)
Vom Christentum sind uns die letzten Worte von Jesus von Nazareth überliefert. Diese findet man sogar in der Wikipedia, wobei mit den „sieben letzten Worten“ nicht die Wörter und deren Anzahl, sondern Worte als Sätze/Sprüche gemeint sind:
- „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34)
- „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)
- „Frau, siehe, dein Sohn!“ und: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26-27)
- „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34 und Mt 27,46)
- „Mich dürstet.“ (Joh 19,28)
- „Es ist vollbracht.“ (Joh 19,30)
- „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46)
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Tragische letzte Worte
Die bekanntesten letzten Worte sprach weltweit und am meisten zitiert Archimedes. Nach römischer Überlieferung grübelte er über geometrische Figuren, die er in den Sand gezeichnet hatte, als ein römischer Soldat ihn bei der Eroberung von Syrakus in einem stillen Garten entdeckte und mit seinem Körper die Sonne so verdeckte, dass er einen Schatten auf Archimedes’ Figuren warf.
„Störe meine Kreise nicht!“ – (Original griech.: „Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε!“, lat.: „Noli turbare circulos meos!“)
soll Archimedes ihm zugeraunt haben, worauf ihn der Soldat im Zorn erstach. Später wurde, wegen der Dramaturgie, dann daraus: „Geh mir aus der Sonne“, was sicher denselben Endeffekt gehabt hätte.
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Moderne letzte Worte als Witze
Die letzten Worte heute zielen auf ein zu unterhaltendes Publikum ab – mit Witz, Humor oder als Satire bei kabarettistischen Einlagen soll das Gegenüber zum Lachen gebracht werden: Frage: Was waren die letzten Worte einer Giftschlange? – Antwort: „Oh verdammt. Isss habe misss auf die Zssunge gebisssen…“ … ist so ein Beispiel, wo man bewusst mit dem Tod spielt bzw. die Sekunden davor. Normalerweise also eine makabre Angelegenheit, die aber immer einer gewissen Logik entbehrt (denn eine Schlange ist immun gegen ihr eigenes Gift). Und … wer hat hier nicht schon mal richtig herzhaft gelacht, vor allem, wenn der Witz so richtig schön böse war…
Hier zum Abschluss die vielleicht sogar schönsten letzten Worte aus dem großen Sammelsurium des WWW, so richtig schön zum Schmunzeln und zum Lachen:
Die letzten Worte …
- … des Sportlehrers: „Alle Speere zu mir.“
- … des neuen U-Boot-Gefreiten: „Hier müsste dringend mal gelüftet werden.“
- … des Mensa-Kochs: „Merkwürdig ruhig da draußen…“
- … des Rennfahrers: „Ob der Mechaniker weiß, dass ich was mit seiner neuen Freundin habe?“
- … eines einsamen Wanderers: „Sie sind also tatsächlich Kannibale?“
- … eines Fahrlehrers: „Parken Sie bitte dort an der Kaimauer…“
- … von Tarzan: „Wer hat die Lianen eingeseift?“
- … des Henkers: „Das Fallbeil klemmt? – Kein Problem, ich schau mal nach…“
- … des Beifahrers: „Rechts ist frei…“
- … eines Biologen: „Die Schlangen kenne ich, die sind nicht giftig!“
- … eines Drachentöters: „Hat hier jemand Feuer?“
- … des Chefs: „Tolles Geschenk, so ein Feuerzeug in Revolverform…“
- … des Computers: „Sind Sie sicher? (J/N)“
Und dann war da noch der Delinquent, der den Scharfrichter nach der Hinrichtung fragte: „Bin ich jetzt tot?“ – Worauf dieser achselzuckend antwortete: „Nicken Sie mal…“
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Die letzten Worte in einer ungewissen Zukunft
Wer weiß schon, ob es in irgendeiner Zukunft irgendeinen Landes die letzten Worte irgendeines Menschen geben wird?! Keiner. Vielleicht kommen sie von Angela Merkel, bevor das Volk sein Recht verlangt. Vielleicht kommen sie von einem Zurückkehrenden, wie beim „Planet der Affen“, wo Charlton Heston die Worte zu sagen hat: „Oh mein Gott: sie haben es getan …“. Vielleicht werden es überhaupt keine letzten Worte sein, sondern nur eine stumme Handlung.
Wir wissen es nicht. – Und das ist auch gut so…
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