Papa, Matze hat gesagt … – Heute: Farbenlehre (?)

Vater und Sohn im Zwiegespräch

Eine Satire von Martin Schnakenberg

Ich komme kurz zurück aus meinem selbst verordneten Arbeitslager (in dem ich anschließend auch wieder entschwinde), um das folgende Gespräch zu veröffentlichen. Obwohl: Diese Satire erschien zum ersten Mal in einer sehr vereinfachten Form in einem der Vorläufer des heutigen Muskelkaters, welcher noch bei anderen Bloganbietern geparkt war. 2009 erschien er dann stark überarbeitet hier (mit beabsichtigten Rechtschreibfehlern wegen des Slangs) und heute setzte ich den Dialog in neuer Überarbeitung in den Blog Freies in Wort und Schrift (FiWuS). — Warum aber mehrmals? Weil ich ihn persönlich mag und sich in der Zwischenzeit viele Änderungen ergeben haben. Zwar keine in der Farbenlehre, dafür aber umso mehr in der Politik. Trotzdem geht der Artikel nicht auf die Banken- und Kapitalistenkrise ein, weil diese noch nicht beendet ist und uns das Verrückteste noch bevor steht. Vater und Sohn beschäftigen sich diesmal ganz locker mit den Farben aus der Kunst und der Politik. Dass der Vater wieder einmal in Gefahr gerät, den Kürzeren zu ziehen gegen die Argumente seines pfiffigen Sohnes, ist eigentlich schon vorprogrammiert, wenn der Sohn mit den Aussagen des Vater seines Freundes Matze als Eröffnungssequenz kommt…

.

SOHN: „Papa, Matze hat gesagt, sein Vater hat gesagt, das die Farben in der Welt doch eigentlich sehr schön sind….“

VATER: „Da muss ich Matzes Vater tatsächlich ausnahmsweise mal recht geben..“

SOHN: „Ich hatte ja noch garnich zuende geredet“

VATER: „Naja, was gibt es da denn noch Wichtiges zu sagen. Wir leben in einer bunten Welt voller Farben. Und das finde ich auch schön so“

SOHN: „Jetzt hör mir doch mal zu! – Matze sagt, sein Vater hat gesagt, dass die Farben immer öfter verfälscht werden“

VATER: „Verfälscht werden! Das ist vielleicht bei Kunstmalern so, aber wer sollte sonst die Farben verfälschen?! Also mir gefällt es so“

SOHN: „Ach Papa, du verstehst wieder überhaupt nix.“

VATER: „Was soll ich nicht verstehn, bitteschön? Wenn ich hier meine Zeitung lese, dann sehe ich alles schwarz auf weiß. Und die Bilder zu den Artikeln sind in bunt. Also sag mir jetzt endlich, worauf du hinaus willst“

SOHN: „Naja, du siehst die Farben auch ja nur so, wie wir im Kunst-Unterricht“

VATER: „Und was soll daran so falsch sein? Nach Matze’s Vater?“

SOHN: „Garnichts…“

VATER: „Na also. Dann lass mich jetzt in Ruhe die Zeitung lesen“

SOHN zögernd: „Im Kunst-Unterricht lernen wir ja auch, wenn man alle Farben mischt, dann alles schwarz wird“

VATER nur noch halb zuhörend: „Richtig!“

SOHN: „In der Physik lernen wir aber was ganz anderes“

VATER: „Ach nee. Kommt jetzt wieder das Prisma ins Spiel?“

SOHN: „Ja, weil da ja aus allen Lichtfarben nicht schwarz, sondern weiß wird“

VATER: „Ach, daher weht der Wind. Jetzt hat Matze’s Vater daraus eine Schwarz/Weiß-Malerei gemacht. Oh Gott, der Mann macht mich nochmal krank!“

SOHN: „Wäre vielleicht auch mal besser. Dann hättest du viel mehr Zeit, darüber nachzudenken“

VATER wütend: „Ich denke immer nach. Was von Matze’s Vater nicht zu behaupten ist!!!“

SOHN: „Dann hättest du aber auch bemerkt, dass, egal auf welche Art man alle Farben auch mischt, immer entweder Schwarz oder Weiß raus kommt. Niemals Bunt“

VATER schaut seinen Sohn mit großen Augen an: „Sag mal, spinnst du jetzt? Hast du nichts in der Schule gelernt? – Bunt ist die Welt. Aber nicht dieses alberne Farbenspiel von Matze’s Vater!“

SOHN: „Ich weiß“. Er hält seinem Vater eine Zeichnung hin. „Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso Herr Fransen mir heute eine Fünf in Kunst gegeben hat“

VATER sieht sich entsetzt die Zeichnung an: „Oh mein Gott, du hast den Himmel ja schwarz gemalt und den Rasen rot. Wie konntest du nur so was machen???“

SOHN niedergeschlagen: „Weiß ich nicht. Aber wir hatten vorher eine Stunde Politik“

VATER: „Na und? Was hat Politik mit Kunst zu tun?!!“

SOHN achselzuckend: „Du hast selber mal gesagt, das es eine Kunst ist, heute noch vernünftige Politik zu machen!“

VATER: „Ja, aber doch nicht in diesem Zusammenhang. Die Kunst, ein Bild zu malen, ist doch ganz was anderes, als die Kunst, ein Volk zu führen!!!“

SOHN: „Wenn aber doch die Parteien auch bunt sind, ist es doch auch eine Kunst!“

VATER besänftigend: „Jetzt hör mir mal genau zu, mein Sohn. Kunst und Kunst sind zweierlei Dinge. Die eine Kunst bezieht sich auf Maler, Bildhauer und natürlich auf Musiker, vom Komponisten bis zum Opernsänger. Das ist die eine Seite. Deshalb nennt man sie ja auch Künstler. Aber die andere Kunst ist etwas ganz besonderes. Ein ganzes Volk durch Krisen zu führen, ist eine politische Kunst, die mit Malen nichts zu tun hat“

SOHN: „Und warum haben dann alle Parteien verschiedene Farben und nicht nur schwarz und weiß?“

VATER: „Verdammt nochmal, woher soll denn ich das wissen. Vielleicht, weil die sich dadurch besser unterscheiden können“

SOHN staunend: „Durch die Farben??“

VATER: „Nein. Jetzt dreh mir doch nicht jedes Wort im Munde um. Die Parteiprogramme entscheiden natürlich. Aber farblich haben sie es so gewählt, damit man sie auch äußerlich unterscheiden kann. Die CDU hat bekanntlich die Farbe schwarz. Die SPD und die Linke die Farbe rot. Die Grünen, naja, eben grün, die FDP eben gelb und die Piraten orange. So ist das nun mal“

SOHN: „Ja, es gibt auch noch die Blauen und die Grauen. Und das meinte Matze’s Vater ja auch, das die Farben immer öfter verfälscht werden“

VATER: „Was soll denn jetzt das wieder heißen?!!“

SOHN: „Du hast doch gleich zu Anfang gesagt, dass dir die bunte Umgebung um uns herum sehr gut gefällt, oder?

VATER irritiert: „Na klar. Ich liebe meine bunte Umgebung. Und wieso fragst du das wieder?“

Eine kleine Pause entsteht

SOHN: „Naja, wenn die Schwarzen das Blaue vom Himmel lügen, die Roten lila werden vor Wut, weil das Volk sie nicht mehr versteht, die Grünen langsam rot vor Scham werden, die Gelben grau vor Ärger und die Orangenen und Dunkelroten grün, weil ihnen schlecht bei diesem System wird, dann wäre es doch besser, wenn es nur noch eine Partei geben würde: die Bunten. Und dann hätten wir beide Kunstarten miteinander vereinigt“

VATER zornig: „Also was du und Matze’s Vater sich da wieder anmaßen, ist doch wirklich die Höhe. Woher nimmt Matze’s Vater die Arroganz, ein bunt gemaltes Bild eines Kunstmalers mit dem kunstvollen Führen eines Volkes in einen Topf zu werfen!!! – Mir reicht es jetzt so langsam!“

SOHN: „Aber schwarz/weiß-Malerei willst du auch nicht“

VATER wütend: „Nein, will ich nicht. Und ich bin auch sehr froh darüber, dass Matze und du nicht als Künstler in der Regierung sitzen werdet!!!“

SOHN: „Wieso denn nicht? – Wir sind doch jetzt auch alle Künstler. – Überlebenskünstler!“

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Ein Kommentar

  1. Volker

     /  23. Juli 2012

    …die Orangenen und Dunkelroten grün, weil ihnen schlecht bei diesem System wird, dann wäre es doch besser, wenn es nur noch eine Partei geben würde: die Bunten. Und dann hätten wir beide Kunstarten miteinander vereinigt“

    Köstlich, dieser Dialog. Das ist Kunst.

    Aber Hand aufs Herz: Wenn diese beiden o.g. Parteien (Piraten und Linke) nicht wären, hätten wir doch schon diese Einparteienlandschaft a la DDR.

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